Also doch: Brauerei Villach wird Event Center, das Bier kommt künftig aus Graz

Design Studie der weiterentwickelten Stadtbrauerei © ARCHITEKTINNEN SCHREMMER - JELL ZT GMBH
Design Studie der weiterentwickelten Stadtbrauerei © ARCHITEKTINNEN SCHREMMER - JELL ZT GMBH

Trotz wiederholter Standort-Garantie: Villacher Bier kommt künftig aus Graz. Viele in der Branche sahen das kommen. Immer wieder wurde Vorstandsvorsitzender Hans Böhm nach seinen Absichten gefragt und bestätigte den Erhalt der Brauerei. Nun ist klar: Villacher Bier kommt künftig aus Graz und die Brauerei Villach wird zu einer Event-Location umgebaut. Während sich in der Region sogar einige dazu verstiegen, das Team vor Ort anzufeinden, steht nun fest: Konzernstrategie ist Konzernstrategie.

Was nun geplant ist

Um der 160-jährigen „bierigen“ Geschichte Villachs Rechnung zu tragen, will die Brau Union auf dem Gelände der Brauerei nun einen neuen Campus gestalten, der die Villacher Brauerei weiterhin beheimaten soll, sowie ein Veranstaltungsareal und neue Ausstellungsflächen für die Stadt Villach bietet. Die Stadtbild-prägende historische Architektur der ursprünglichen, 1858 gegründeten, Fischer Brauerei zu Villach wird durch umfangreiche bauliche Maßnahmen erhalten und umgestaltet. Mit den Umbauarbeiten soll im Herbst 2024 begonnen werden, die Fertigstellung der Villacher Stadtbrauerei inklusive Biererlebniswelt und Veranstaltungsbereich ist für Anfang 2026 geplant.

Was in Villach bleibt

Die Volumenproduktion der Villacher Biere wandert nach Graz. An der neuen Brauanlage in Villach sollen neben den bekannten und beliebten Villacher Bierspezialitäten auch historische Sorten wieder aufgegriffen sowie neue Biersorten kreiert werden. Ein sehr kleines Brauvolumen soll künftig also immer noch am Standort Villach verbleiben. Die Brau Union will nun rund 4 Millionen Euro in das Brauereigebäude investieren und dieses in eine Event-Location umgestalten.

Was der Konzern aus Villach abzieht

Volumensorten wie das Villacher Märzen sollen nach Original-Rezept und – soweit verfügbar – mit Kärntner Rohstoffen in der Schwesterbrauerei in Graz gebraut werden. Der Konzern bemüht sich, Positives darzustellen und betont, dass damit auch Logistik und Verkehr aus dem Stadtzentrum in die Peripherie verlegt werden. Derzeit werden unterschiedliche Standorte evaluiert, um Kundenähe und eine moderne Logistik gewährleisten zu können. Dies bedeutet eine mittelfristige Übersiedlung für die meisten Mitarbeiter in der Logistik der Brauerei Villach. In der Stadtbrauerei selbst wird nach dem Umbau je ein Team im Brauprozess und im Eventbereich beschäftigt sein.

Kündigungen

Für jene Mitarbeitenden, die in der neuen Stadtbrauerei und am neuen Logistikstandort keinen Arbeitsplatz finden, will der Konzern einen Sozialplan und umfangreiche Unterstützung anbieten. Brau Union Österreich Vorstandsvorsitzender Böhm: „Wir möchten betonen, dass wir uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht haben. So stolz wir auf die neue Stadtbrauerei sind, immer wenn Mitarbeiter betroffen sind, sind es sehr schwere Entscheidungen. Diese sind aber notwendig, um den Standort abzusichern – was mit diesem Konzept langfristig gelingen wird.“ Dass diese Überlegungen wohl sehr viel länger reiften und nicht erst Anfang dieser Woche entstanden, ist klar. Vorstandsvorsitzender Böhm garantierte über Monate hinweg vor Journalisten den Weiterbetrieb. Schade. Dabei ist das geplante Projekt durchaus herzeigbar und hätte Unterstützung gewonnen, wäre es von Böhm zeitgerecht und früh proaktiv thematisiert worden. Dabei wirkt Böhm durchaus modern – und Transparenz ist eine Zier modernen Managements. Wir verstehen es nicht. Mangelnde Transparenz beschädigt immer Glaubwürdigkeit. Und ist diese einmal verloren, ist viel an Vertrauensaufbau nötig, um sie zurück zu gewinnen. Letztlich zahlt Vertrauen auch in Kundentreue ein. Während die Villacher Brauerei umgebaut werden soll, muss verlorenes Vertrauen nun wieder aufgebaut werden.

Eine Rüge an die Region

Wir haben uns auch in der Region umgehört und mussten feststellen, dass sich eine Reihe von Ansässigen aus der Gegend rund um die Brauerei dazu verstiegen, dem Team der Villacher Brauerei Unfähigkeit zu unterstellen und sie zu beschimpfen. Es wäre an der Zeit für eine Entschuldigung. Die Beschwerde wäre an den Vorstandsvorsitzenden zu richten: Konzernstrategie bleibt Konzernstrategie. Wenn ein Konzern einen Standort absiedeln will, dann wird er das tun. Das Team vor Ort kann eine Zeit lang Gegenwehr leisten, aber wird in den meisten Fällen verlieren. So auch hier. Wir werden weiter berichten und freuen uns auch wie bisher über Feedback und Informationen unserer Leserinnen und Leser.

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