Büropflicht kann zu Kündigungen führen

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Für viele Arbeitnehmer spielen flexible Arbeitsmodelle eine wichtige Rolle. Die Möglichkeit auf Home Office ist dabei für einige so wichtig, dass sie sogar ihren Job kündigen würden, sollte es Büropflicht geben.

Hybride Arbeitsmodelle erfreuen sich anhaltender Beliebtheit und stehen für viele Arbeitnehmer:innen an erster Stelle, wenn es um die Bewertung von Jobbedingungen geht. Die Mischung aus Büro- und Home-Office-Arbeit hat sich seit der Pandemie weltweit etabliert und bietet vielen Angestellten in Deutschland Flexibilität und sorgt für eine bessere Work-Life-Balance. Dennoch gibt es erhebliche Herausforderungen, die einige dazu bewegen, ihre berufliche Situation zu überdenken. Eine aktuelle Umfrage von Lucid Software hat im Rahmen dessen 2.556 Wissensarbeitende und 4.602 Vollzeitkräfte in fünf verschiedenen Ländern zu den Richtlinien, Wünschen und Bedürfnissen rund um hybrides Arbeiten befragt. Dabei zeigte sich, dass sieben von zehn Wissensarbeitern mit den aktuellen hybriden Arbeitsregelungen zufrieden sind; allerdings ist die Kündigungsbereitschaft sehr hoch, falls diese nicht gegeben sind.

Kündigungen bei Büropflicht

Seit Beginn der Pandemie haben Unternehmen in Deutschland ihre Anwesenheitsregelungen häufig angepasst. Über die Hälfte der Befragten (55 Prozent) gibt an, dass ihre Firmen die Regelungen ein- oder zweimal geändert haben und bei zwölf Prozent geschah dies sogar häufiger. Diese häufigen Änderungen führten dazu, dass viele Arbeitnehmer verschiedene Modelle des hybriden Arbeitens ausprobierten und schließlich eine Vorliebe für eine flexible Aufteilung zwischen Büro und Home Office entwickelten. So sind sieben von zehn Wissensarbeiter derzeit zufrieden mit ihrer aktuellen hybriden Arbeitsaufteilung.

Demgegenüber stehen allerdings 21 Prozent der Befragten, welche aufgrund von zu viel Büropflicht auch schnell ihren Job kündigen würden. Diese Unzufriedenheit rührt vor allem daher, dass fehlende und unklare Richtlinien die Zusammenarbeit erschweren. Während es die Mehrheit der Arbeitnehmer bevorzugt, mehrere Tage pro Woche von zu Hause zu arbeiten, leiden sie unter den daraus resultierenden zwischenmenschlichen Problemen und Missverständnissen. Für die Hälfte aller Befragten sind daher zwei bis vier Bürotage in der Woche ideal.

Keine klaren Richtlinien für hybride Meetings

Ein zentrales Problem ist laut Studie der Mangel an Schulungen zur effektiven Zusammenarbeit in hybriden Teams. Laut der Umfrage haben drei Viertel der Befragten (75 Prozent) keine entsprechende Schulung erhalten, und nur 31 Prozent verfügen über klare Richtlinien für hybride Besprechungen. Diese Defizite beeinträchtigen nicht nur die Produktivität, sondern auch die Innovationskraft innerhalb der Unternehmen. Ineffektive Kommunikation und der Verlust von Informationen zwischen Besprechungen sind wesentliche Hindernisse für kreative Prozesse und neue Ideen. Allgemein betrachtet zeigt eine Studie von Gallup ebenfalls eine große Unzufriedenheit unter den Arbeitnehmern in Deutschland. So hat ein Fünftel aller Angestellten keine emotionale Bindung ans Unternehmen und mehr als 7,3 Millionen Beschäftigte haben demnach mittlerweile innerlich schon gekündigt.

Eine mögliche Lösung für diesen Kontext stellen die Verwendung effizienter Tools sowie eine bessere technologische Ausstattung dar. Denn obwohl sechs von zehn Wissensarbeiter:innen mit ihrer technischen Ausstattung zufrieden sind, gibt es noch viel Raum für Verbesserungen. Besonders die Bedeutung visueller Inhalte wird von vielen Arbeitnehmern hervorgehoben: 59 Prozent finden visuelle Inhalte extrem oder sehr wichtig, jedoch hat nur ein Viertel (26 Prozent) Zugang zu den notwendigen Tools.

Um die Vorteile hybrider Arbeitsmodelle vollständig auszuschöpfen, sollten Unternehmen daher ihre Strategien überdenken. Ein wichtiger Punkt wäre zuerst die Einführung geeigneter Maßnahmen und bessere Richtlinien bei der Home-Office-Arbeit. Weiter bedarf es gezielter Schulungen und die Bereitstellung geeigneter Software. Auf diese Weise können Arbeitgeber die Produktivität und Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter langfristig sicherstellen und verhindern, dass diese aufgrund von Büropräsenzregelungen kündigen.

Stärkung der Mitarbeiterbindung

Doch auch durch die Stärkung der Mitarbeiterbindung kann verhindert werden, dass Angestellte einfach abspringen. Für viele Arbeitnehmer:innen geht es nicht mehr nur um die bloße Erledigung von Aufgaben gegen Bezahlung, sondern vielmehr um die Identifikation mit dem übergeordneten Ziel des Unternehmens. Laut einer Umfrage von Berkeley Communications gaben 64 Prozent der Befragten aus Deutschland an, dass der Purpose eines Unternehmens ein wichtiger Faktor bei ihrer Entscheidung für oder gegen eine Stelle ist. Auch eine effektive interne Kommunikation ist entscheidend, um die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen zu stärken. Über zwei Drittel (67 Prozent) der Jobsuchenden betonten die Bedeutung einer klaren Vermittlung der Unternehmenswerte durch die Arbeitgeber:innen.

Weiter können Unternehmen auch mit Benefits bei ihren Angestellten punkten. Durch gezielte Leistungen können Unternehmen zeigen, dass sie die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter verstehen und wertschätzen. Dies trägt dazu bei, ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen und das Engagement der Angestellten zu fördern. Darüber hinaus können Benefits das Image eines Unternehmens als attraktive:r Arbeitgeber stärken und dabei helfen, qualifizierte Fachkräfte anzuziehen und zu halten. Unternehmen sollten sich daher gut überlegen, welche Vorzüge sie ihren Angestellten bieten, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen – und Frust im Home Office und im Büro zu vermeiden.

(pi)

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