Im ersten Quartal 2024 war die Handelsaktivität an der Wiener Börse durch anhaltend hohe Zinsen, den Konflikt in der Ukraine und hohe Inflation geprägt. Trotz rückläufiger Börsenumsätze verzeichneten allerdings Anleihen-Listings weiterhin Rekordwerte.
Anhaltend hohes Zinsniveau, der fortdauernde Krieg in der Ukraine und eine nach wie vor hohe Inflation: Die Handelsaktivität an der Wiener Börse war im ersten Quartal 2024 – wie auch an vergleichbaren europäischen Märkten – von den unverändert schwierigen Rahmenbedingungen geprägt.
Die Aktienumsätze beliefen sich in den ersten drei Monaten auf 14,3 Milliarden Euro. Ungebrochen auf Rekordniveau befinden sich hingegen die Anleihen-Listings, wo mit 3.000 Neunotierungen der historisch beste Jahresstart verzeichnet wurde. Positiv entwickelt sich auch der Wertpapierbesitz in Österreich, wie die jüngste Aktienbarometer-Studie zeigt. Mit Jump Trading B.V. wurde zudem ein neues Handelsmitglied an die Wiener Börse angebunden. Damit sind derzeit insgesamt 69 Mitglieder – 21 österreichische und 48 internationale Banken und Wertpapierfirmen – für den Handel an der Wiener Börse berechtigt.
„Wie in der gesamten EU, ausgenommen Italien und Deutschland, gingen die Börsenumsätze zurück. Als Börseunternehmen selbst können wir aufgrund unserer erfolgreichen Geschäftsdiversifizierung die verhaltene Handelsaktivität gut kompensieren“, erklärt Wiener Börse-CEO Christoph Boschan und fügt an: „Österreich bleibt mit seinen attraktiven Dividendenrenditen von durchschnittlich 6 Prozent und einer äußerst moderaten Bewertung ein sehr interessanter Markt.“
Für das erste Quartal wurden Aktienumsätze in Höhe von 14,3 Milliarden Euro verzeichnet. Die drei stärksten Handelstage im bisherigen Jahresverlauf waren der 15. März (812,8 Millionen Euro), 29. Februar (517,8 Millionen Euro) und 31. Jänner (342 Millionen Euro). Die umsatzstärksten Aktien per 28. März waren Erste Group Bank AG (2,44 Milliarden Euro), OMV AG (1,97 Milliarden Euro) und Verbund AG (1,41 Milliarden Euro).
Steigender Wertpapierbesitz in Österreich
Österreichische Aktien stehen bei den heimischen Wertpapierbesitzenden jedenfalls hoch im Kurs, wie das Aktienbarometer 2024 – eine Studie von Aktienforum, Industriellenvereinigung und Wiener Börse – zeigt. So halten fast drei Viertel (72 Prozent) der Personen, die in Wertpapiere investieren, auch Anteile an österreichischen Unternehmen.
Generell weist das aktuelle Aktienbarometer einen positiven Trend auf: Demnach investiert bereits mehr als jede vierte Person (27 Prozent) in Österreich in Aktien, Anleihen oder Investmentfonds und ETFs. Die Zahl der österreichischen Investorinnen und Investoren stieg somit gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozentpunkte bzw. 200.000 Personen an. Die Studie unterstreicht auch die zentrale Rolle der Bildung: Ein höherer Bildungsgrad korreliert stark mit dem Besitz von Wertpapieren. Umgekehrt ist das empfundene Fehlen an fundiertem Finanzwissen der Hauptgrund für den Verzicht auf Wertpapier-Investments.
„Die positive Entwicklung beim Wertpapierbesitz ist angesichts des ungünstigen wirtschaftlichen Umfelds und der anhaltenden Benachteiligung der privaten Vorsorge, etwa durch die KESt, umso bemerkenswerter. Die Politik hinkt hier dem steigenden gesellschaftlichen Bedürfnis nach privater Altersvorsorge hinterher, die Wiedereinführung einer Behaltefrist für Wertpapiere ist längst überfällig. Die Studie verdeutlicht auch den nach wie vor großen Bedarf an flächendeckender Finanzbildung. Eine stärkere Kapitalmarktintegration der Bevölkerung ist nicht nur für den individuellen Vermögensaufbau wichtig, sondern stärkt auch unsere Wirtschaft und fördert das Wachstum innovativer Unternehmen“, sagt Boschan.
Anleihen: Auf Rekordjahr folgt historisch bestes erstes Quartal
Ungebrochen stark ist das Wachstum im Anleihen-Bereich. Nachdem die Wiener Börse 2023 so viele Neunotierungen wie noch nie verzeichnete, knüpfte das erste Quartal nahtlos an das Rekordjahr an. Mehr als 3.000 Neuzugänge im börsenregulierten Vienna MTF in den ersten drei Monaten bedeuten einen historischen Bestwert. Insgesamt betreut die Wiener Börse 900 aktive Anleihen-Emittenten aus 37 Ländern. Eine wesentliche Änderung brachte das erste Quartal zudem für österreichische Bundesanleihen. Diese sind seit Anfang März an der Wiener Börse ganztägig handelbar. Die Erste Group Bank AG und die Raiffeisen Bank International AG stellen als Market Maker kontinuierliche Liquidität und hohe Preisqualität sicher, wovon vor allem Privatanlegerinnen und Privatanleger profitieren.
Seitwärtsbewegung bei Nationalindex
Nachdem der ATX TR im vergangenen Jahr um 15,44 Prozent zulegen konnte (ATX ohne Dividenden: 9,87 Prozent), verlief die Marktbewegung im ersten Quartal seitwärts. Year-to-date stieg der ATX TR um 3,35 Prozent und lag am 28. März bei 7.871,14 Punkten (ATX: 2,94 Prozent, 3.535,79 Punkte). Die in Österreich vergleichsweise hohe Inflation und anhaltende Unsicherheiten aufgrund des Ukraine-Krieges setzen die österreichischen Leitbetriebe mit ihrer starken CEE-Vernetzung und damit den ATX überproportional unter Druck.
Zudem sind ATX-Werte mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 7,5 derzeit historisch niedrig bewertet. Die traditionell hohen Ausschüttungsrenditen bleiben von der aktuellen Situation unberührt: Die prognostizierte durchschnittliche Dividendenrendite im ATX für 2024 liegt bei rund 6 Prozent. Nach Kursgewinnen waren S IMMO AG (40,96 Prozent), Addiko Bank AG (34,46 Prozent) und BAWAG Group AG (22,34 Prozent) per 28. März die Top-Performer im ATX Prime seit Jahresbeginn. Die Marktkapitalisierung aller in Wien gelisteten Unternehmen belief sich zu diesem Zeitpunkt auf 127,5 Milliarden Euro.
(pi)