Ein Team von Fraunhofer Austria hat mit Positive Impact Production ein Konzept präsentiert, das nicht nur nicht schaden, sondern positiv auf Umwelt und Menschen wirken soll.
40 bis 50 Prozent der Treibhausgasemissionen Österreichs werden durch die Industrie verursacht. Entsprechend groß wären die positiven Auswirkungen, sollte Transformation hin zu einer grünen und nachhaltigen Produktionsweise gelingen. Der Wandel muss jedoch auf wirtschaftliche Weise vonstattengehen, denn die Sicherung Österreichs als Wirtschaftsstandort ist essenziell: Die Industrie ist nicht nur Arbeitgeber von 17 Prozent aller Beschäftigten in Österreich, sondern mit einem Anteil von 30 Prozent der Wertschöpfung auch unverzichtbar für eine erfolgreiche Wirtschaft. Um Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu vereinen, sind ein analytisches Vorgehen, vielseitige Expertise und das Berücksichtigen einer Vielzahl von Aspekten nötig. Aus der angewandten Forschung kommen etliche Ideen und Ansätze, wie die Fabrik der Zukunft aussehen könnte. Ein Team von Fraunhofer Austria hat nun in einem Positionspapier diverse Ansätze gesammelt, den Stand der aktuellen Forschung zu den jeweiligen Themen skizziert, und die Ideen zu einer umfassenden Vision weiterentwickelt: zur „Positive Impact Production“. Diese soll nicht nur nicht schaden, sondern positiv auf Umwelt und Menschen wirken.
Nicht schaden ist nicht genug
Im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit ist „Zero Impact Production“ ein häufig verwendeter Begriff. Er beschreibt ein Produktionssystem, das keinerlei negativen Auswirkungen auf seine Umgebung hat. Mit der Vision der „Positive Impact Production“ wollen die Forschenden, die das Thema als eines ihrer Leuchtturmthemen definiert haben, einen Schritt weitergehen. Thomas Sobottka, der bei Fraunhofer Austria das Thema „Digitale Fabrik“ entwickelt, erklärt: „Zero Impact ist eine negative Sichtweise, denn sie bezieht sich nur auf mögliche Schäden. Wir fragen uns in unseren Analysen stattdessen: Wie kann die Produktion einen insgesamt positiven Beitrag für Menschen, Gesellschaft und Wirtschaft leisten? Damit werden auch die darin liegenden Chancen der Transformation deutlich.“
In ihrem Positionspapier haben die Forschenden all jene Konzepte zusammengeführt, die in ihren Augen Chancen für eine zukunftsfähige Produktion bieten. Diese reichen von der Neugestaltung von Fabrikgebäuden und -anlagen über CO2-Minimierung durch Synergien zwischen Produktionsplanung und -steuerung bis hin zur Gestaltung nachhaltiger Arbeitswelten. Verschiedene Forschungsgruppen von Fraunhofer Austria beschäftigen sich mit manchen der Spezialthemen bereits seit vielen Jahren, konnten Ideen in Forschungsprojekten zu konkreten Anwendungen entwickeln und beobachten, wie diese erfolgreich in den laufenden Betrieb implementiert wurden. So hat ein Team beispielsweise schon umfassende Erfahrung mit dem Abstimmen des industriellen Energieverbrauchs mit der variablen Verfügbarkeit günstiger erneuerbarer Energie. Aber auch ganz andere Aspekte wie die Ergonomie am Arbeitsplatz in Anbetracht immer älter werdender Mitarbeitender sollen berücksichtigt werden.
„Wir beschränken uns nicht auf das Ökologische, sondern betrachten mehrere Dimensionen der Nachhaltigkeit. In allen Aspekten umreißen wir den Stand der Technik, um zu wissen, was bereits umgesetzt werden kann und was noch weiterentwickelt werden muss. Als Partner der Industrie wollen wir mit unserer Forschung und mit der Ausarbeitung unserer Vision einen Beitrag zur Stärkung des Standortes Österreich leisten“, erklärt Univ.-Prof. Dr.-Ing. Sebastian Schlund, Universitätsprofessor an der TU Wien und Geschäftsführer von Fraunhofer Austria.
Die Idee vereint die Community
Das Positionspapier soll nun interessierte Unternehmen, aber auch weitere Forschungspartner zusammenbringen. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Fazel Ansari (TU Wien), der im Center für nachhaltige Produktion und Logistik von Fraunhofer Austria die Leitung für Leuchtturmthemen innehat, erklärt: „Wir haben unsere Idee in dieser Publikation dargelegt und die Hypothesen ausgearbeitet, wie es gelingen könnte, die Vision Realität werden zu lassen. Wir wollen alle Interessierten unter dem Dach der Positive Impact Production zusammenbringen, damit die Transformation Fahrt aufnehmen kann“. (pi)