Der Baustoff- und Fliesenfachhändler ist zurück in der Gewinnzone, erwirtschaftete 2021 ein Umsatzplus von über 10 %, und die Zeichen stehen weiter auf Wachstum und Neuaufstellung. Barbara Bernsteiner, die im Vorjahr die Geschäftsführung übernahm, will diesen neuen Kurs weiter vorantreiben.
Quester hat sich seit seinen Anfängen als Familienunternehmen zu einem bedeutenden Mitglied innerhalb der Building Materials Europe-Konzerngruppe weiterentwickelt. Seit dieser Übernahme im Jahr 2019 ist viel passiert. Das vor beinahe 90 Jahren vom Wiener Rauchfangkehrermeister Fritz Quester gegründete Unternehmen hat in seiner Geschichte viele Schritte gemacht und zahlreiche Wandlungen vollzogen. Heute ist das Unternehmen Teil der BME-Gruppe. Building Materials Europe ist einer von Europas führenden Baustoffhändlern. Der Konzern ist in acht Ländern in Europa tätig und betreibt rund 800 Standorte. Der Fokus liegt auf einer One-Stop-Shop-Lösung, die sich hauptsächlich an kleine bis mittelgroße Bauunternehmen und Installateure richtet. In Österreich übernimmt Quester diese Aufgaben für die Gruppe und vertreibt nicht nur Produkte, sondern bietet vor allem zusätzlich alle dazu notwendigen Services.
Als inhaltliche Schwerpunkte, die Quester noch länger begleiten werden, sieht Geschäftsführerin Barbara Bernsteiner die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit: „Die Pandemie hat von uns allen ein flexibles und interaktives Arbeiten gefordert. Dabei sind neue Arbeitsformen entstanden. Dazu kommt, dass wir Prozesse effizienter gestalten wollen – und dazu braucht es deren Digitalisierung!“ Bei Quester betrifft dies u.a. die Rechnungsprüfung, Human Resources, das Reporting etc. sowie die Standardisierung der Bestellprozesse bei Lieferanten. „Und welche weitere Maßnahmen unser Geschäft nachhaltiger gestalten können, ist kein rein österreichisches Thema,“ so Bernsteiner weiter, „wir nutzen hier die Kompetenzen in der Gruppe und bearbeiten in internationalen Projektgruppen Themen wie Energieeffizienz, CO2-Reduktion, aber ebenso Diversity & Inclusion sowie grüne Produkte. Da es aktuell darum geht, bei allen sich bietenden Möglichkeiten den Energieverbrauch zu optimieren, werden derzeit Investitionen in LEDs sowie der Ersatz von Heizungs- und Stromanlagen evaluiert.“
Positives Jahr 2021
2021 stand bei Quester im Zeichen der positiven Entwicklungen. Der Fliesen- und Baustofffachhändler erwirtschaftete mit einem Umsatz von 194 Mio. Euro ein Plus von 10,9 %. Das Ergebnis vor Steuern beträgt +1,7 Mio. Euro und stellt somit eine Trendwende dar, hatte man doch 2020 noch ein Minus zu verzeichnen. Erreicht wurde die Gewinnzone einerseits durch die Steigerung des Ertrages sowie andererseits durch erfolgreiches Kostenmanagement. Dazu Mag. Barbara Bernsteiner: „Unser mehrjähriger strategischer Plan enthält in vielen Bereichen klare Maßnahmen, die diese Rückkehr zu Profitabilität sicherstellen. Die Ergebnisse basieren auf der Umsetzung unserer strategischen Initiativen, aber ebenso auf der guten Entwicklung der Marktsituation. Darüber hinaus haben sich der Markt und auch wir endlich von den COVID-Auswirkungen des Jahres 2020 erholt!“ Der inflationäre Rückenwind sowie der anhaltend steigende Trend im Neubau und bei Renovierung trugen ebenfalls zu dieser erfreulichen Tendenz bei.
2022: Investitionen und geänderte Strukturen
Gemäß der aktuellen Schnellschätzung des WIFO stieg die österreichische Wirtschaftsleistung im 1. Quartal 2022 gegenüber dem Vorquartal um 2,5 %. Neben Zuwächsen in Dienstleistungsbereichen trugen die Industrie und das Bauwesen das Wachstum: Die Wertschöpfung in der Bauwirtschaft stieg um 2,6 %. Bernsteiner: „Wir bewegen uns also in einem Umfeld, das sich erfreulich entwickelt. Dem stehen allerdings nicht oder kaum verfügbare Rohstoffe und die damit verbundenen unwillkürlichen Preissteigerungen gegenüber.“ Um in diesem Markt weiter zu punkten, hat sich Quester für heuer und die nächsten Jahre viel vorgenommen. Quester wird sich zudem stärker auf die Kernaufgabe als Großhändler fokussieren und daher die Themen Verfügbarkeit, Logistik und Service (Beratung) in den Mittelpunkt stellen.
Dies hat weitere Investitionen in die Standorte zufolge: Sie werden auf einen modernen und nachhaltigen Stand gebracht. Unter dieser Agenda wurden Wien Süd (Grawatschgasse) sowie Langenzersdorf bereits umgebaut bzw. einem Restyling unterzogen. In Groß Enzersdorf ist derzeit ein neuer Standort in Vorbereitung, der voraussichtlich im dritten Quartal 2022 eröffnet wird. Krems übersiedelt an eine neue Location, wird dort nachhaltig ausgebaut und voraussichtlich bis Ende März des kommenden Jahres eröffnet.
Neue Vertribesstruktur
Eine neue Vertriebsstruktur wurde schon zu Beginn des Jahres etabliert und die damit verbundenen Änderungen sind bereits spürbar. Bernsteiner: „Wir stellen aktives Verkaufen wieder in den Mittelpunkt! Das bedeutet, dass der Außendienst an der Front, also bei den Kund:innen aktiv ist und ein Servicecenter als Backoffice agiert, um so gemeinsam die zeitnahe Betreuung der Kund:innen sicherzustellen. Diese gebündelte Vertriebsstärke ist unser Plus, und wir nutzen sie durchgängig über alle Standorte und Vertriebskanäle hinweg!“ Dafür wird nicht mehr in Regionen gedacht, und alle gemeinsam arbeiten an den Projekten und Wünschen der Kund:innen, um so die Serviceleistungen weiter zu erhöhen.
2022 wird das Segment Fliese weiterhin im Mittelpunkt stehen. Dazu hält Quester nicht nur die aktuellen Serien namhafter internationaler Hersteller bereit, sondern führt zudem Eigenmarken mit trendigen Modellen.
Ganz neu ist das Thema Baustahl, mit dem der Baustofffachhändler auf die aktuellen Geschehnisse und die rege Nachfrage reagiert. Quester betreibt seit Jahresbeginn zwei Baustahl-Zentrallager. Bernsteiner: „So können wir unsere Kunden direkt versorgen und stellen für sie die Verfügbarkeit eines derzeit stark gefragten Materials sicher. Sie können sich damit nicht nur auf dessen Lieferung verlassen, sondern auch darauf, dass sie alles aus einer Hand bekommen!“
Weiterbildung der Mitarbeiter
Damit all diese Vorhaben und die ausgeprägte Kundenorientierung zeitgerecht und in hoher Qualität umgesetzt werden können, braucht es gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter. Auf deren Aus- und Weiterbildung wird daher höchstes Augenmerk gelegt, und auch die Lehrlinge wurden und werden besonders unterstützt. Nach zwei Jahren Pandemie-bedingter Pause fand vor wenigen Wochen wieder eine dreitägige Lehrlingsakademie mit 22 Lehrlingen statt. Behandelt wurden die Themenschwerpunkte Auftreten & Wirkung, Selbstverantwortung im Job, Selbstmotivation und das Verkaufsgespräch. Bernsteiner: „Wir haben sehr positives Feedback von den Teilnehmenden bekommen. Und besonders erfreulich ist, dass rund ein Drittel unserer Lehrlinge weiblich ist!“
Auch hier werden die Vorteile eines internationalen Konzerns genutzt: Am Azubi Camp der BME- Gruppe, das im Juni in Deutschland über die Bühne gehen wird, werden zwei Lehrlinge von Quester dabei sein.
Damit alle Mitarbeitenden sicher arbeiten können und gesund bleiben, werden sie im Rahmen des Health & Safety-Programms auf alle Sicherheitsthemen aufmerksam gemacht.
Die Suche nach neuen Mitarbeitern ist aktuell sehr herausfordernd: Quester kennt man als traditionelles Familienunternehmen. Doch die letzten Jahre haben das Arbeiten stark verändert: So kann an relevanten Arbeitsplätzen zwei Tage pro Woche mobil gearbeitet werden. Zudem unterstützen moderne Systeme das prozessorientierte Arbeiten (u.a. Rechnungsprüfung, HR) und die internationale Zusammenarbeit in unterschiedlichen Projekten mit dem Headquarter. Bernsteiner: „Damit das Ankommen bei uns noch besser klappt, haben wir zu Beginn des Jahres einen neuen Onboarding Prozess implementiert, der laufend weiterentwickelt wird.“ Auch hier stehen die Räder nicht still, denn aktuell arbeiten die Verantwortlichen an der Vorbereitung von Praktika bzw. Traineeprogrammen im Vertrieb, und weitere für das Employer Branding relevante Maßnahmen werden permanent evaluiert.
Fast ein Jahr Barbara Bernsteiner
Die Berufung zur Geschäftsführerin fiel in eine besondere Zeit. „In meinen ersten Monaten als Geschäftsführerin hat die Kriegssituation in der Ukraine neue Themen hervorgebracht und uns als Team Quester erneut aufgezeigt, wie wichtig es ist, gemeinsam an den Unternehmenszielen zu arbeiten,“ beschreibt Bernsteiner die Anfänge. „‘Das war schon immer so‘ ist einer der Sätze, den ich zu meinem Start bei Quester sehr häufig gehört habe. Aus meiner Sicht ist es notwendig, Themen, Prozesse und Strukturen zu hinterfragen und gemeinsam mit den relevanten Mitarbeiter:innen diese auf eine neue Ebene zu heben. Darüber hinaus sehe ich Transparenz als Basis für jegliche Steuerung im Unternehmen. Das und die relevante Flexibilität sowie eine laufende Priorisierung der Themen ist unabdingbar vor allem in einer sehr fordernden Situation wie der aktuellen.“
Für die gelernte Betriebswirtin stehen daher neben der Teamarbeit die Zielorientierung, Kommunikation & Führung sowie die Effizienzsteigerung, Steuerung & Digitalisierung im Mittelpunkt. Sie selbst und ihr Führungsteam stehen für die Werte des Unternehmens und sehen sich als Vorbilder für das ganze Team. Das ist für Bernsteiner wesentlich, um den begonnenen Wandel in der Organisation weiter umzusetzen. Um diesen auch adäquat zu kommunizieren, werden derzeit relevante digitale Kanäle evaluiert und in weiterer Folge bereitgestellt.