Mit der anrollenden Pensionierungswelle und der digitalen Transformation steht die Arbeitswelt vor großen Umbrüchen. Vor allem das Thema künstliche Intelligenz birgt jede Menge Potenzial. Doch was bedeutet das für die Führungskräfte in den Unternehmen? Welche Kompetenzen sind gefragt? Laut einer neuen Deloitte-Umfrage wird KI in Zukunft aus den Führungsetagen nicht mehr wegzudenken sein.
Der demografische Wandel und die fortschreitende Digitalisierung sind die Hot Topics in den österreichischen Führungsetagen – das zeigt der aktuelle Leadership Survey des Beratungsunternehmens Deloitte. Demnach steht beim Großteil der 240 Befragten aus Österreich die Ansprache neuer Generationen am Arbeitsmarkt (61 Prozent) und der Umgang mit der Pensionierungswelle sowie die (Nach-)Besetzung von Führungspositionen (40 Prozent) weit oben auf der Agenda. Gleichzeitig liegt ein starker Fokus auf dem Aufbau digitaler Kompetenzen (56 Prozent) und dem Einsatz künstlicher Intelligenz (42 Prozent).
„Demografie und Digitalisierung sind eng miteinander verknüpft und verändern grundlegend die Art und Weise, wie, wo und mit wem wir arbeiten“, analysiert Gudrun Heidenreich-Pérez, Partnerin bei Deloitte Österreich. „Gerade die Bedeutung von künstlicher Intelligenz wächst in diesem Zusammenhang rasant. Sie rückt immer mehr in den Mittelpunkt unternehmerischer Überlegungen.“
KI erst wenig im Einsatz
Obwohl das Thema künstliche Intelligenz die Führungsebenen beschäftigt, kommt die Technologie bei der Personalsuche und -auswahl derzeit noch kaum zum Einsatz: 64 Prozent der Befragten nutzen künstliche Intelligenz hier noch gar nicht, bei knapp einem Viertel ist sie immerhin teilweise in Gebrauch – etwa für die Erstellung von Stellen- und Anforderungsprofilen (56 Prozent), der Talentesuche (44 Prozent) oder für administrative Aufgaben (40 Prozent). In der Auswahl passender Kandidatinnen und Kandidaten findet künstliche Intelligenz bisher noch kaum Anwendung (17 Prozent).
Zukünftig Unterstützung bei unternehmerischen Entscheidungen
„Trotz der noch geringen Anwendung schreiben die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger dem Thema KI ein großes Zukunftspotenzial zu. 96 Prozent gehen davon aus, dass sie im Such- und Besetzungskontext an Bedeutung gewinnen wird“, so Gudrun Heidenreich-Pérez. „Die Argumente dafür sind vielschichtig und reichen von Effizienzsteigerungen bei Prozessen über Optimierungen bei der Zielgruppenansprache bis hin zu Vorteilen im Bereich Arbeitgeberattraktivität.“
Doch nicht nur in der Personalsuche wird die Technologie künftig ein wichtiges Hilfsmittel sein. Über 70 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sie in den kommenden fünf Jahren auch bei unternehmerischen Entscheidungen maßgeblich unterstützen wird.
Fehlende rechtliche Rahmenbedingungen
Um die zahlreichen Chancen von KI zu nutzen, gilt es einige Hürden zu bewältigen. Vor allem die unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen (58 Prozent und datenschutzrelevanten Fragestellungen (55 Prozent), aber auch das fehlende Know-how (60 Prozent) bereiten den Führungskräften noch Kopfzerbrechen. Knapp die Hälfte befürchtet außerdem eine mögliche Diskriminierungsgefahr für Kandidaten.
„Künstliche Intelligenz ist nur so vielfältig wie die Datenbasis, aus der sie schöpft. Um Diskriminierung entgegenzuwirken, müssen die Daten diverser werden. Hier sind alle Unternehmensbereiche gefordert, an einem Strang ziehen“, erklärt Deloitte Expertin Heidenreich-Pérez. „Gleichzeitig können laut Umfrage auch transparente Algorithmen und eine gewisse Rechtssicherheit etwaigen Diskriminierungsrisiken entgegenwirken. Und das menschliche Urteilsvermögen wird ohnehin eine nicht verzichtbare Komponente bleiben.“
Skills auf Führungsebene passen sich an
Um KI erfolgreich im Unternehmen zu etablieren, braucht es die entsprechenden Skills – auch auf der Führungsebene. Für 85 Prozent der Befragten sind Veränderungsbereitschaft und Offenheit für Neues die wichtigsten Kompetenzen. Aber auch das Vermitteln von Sinn und Perspektive (63 Prozent) sowie das Eingehen auf die individuellen Bedürfnisse und Ängste der Mitarbeitenden (63 Prozent) werden essenzieller.
„Zeiten des Umbruchs erfordern Personen, die Orientierung geben können. Denn solche Phasen werfen viele Fragen auf und können auch mit Sorgen verbunden sein. Gute Führungskräfte müssen empathisch darauf eingehen können“, fügt Gudrun Heidenreich-Pérez dem hinzu.
(pi)