Österreichische Hotels erweisen sich laut Untersuchungen besonders affin mit der Nutzung von Künstlicher Intelligenz.
„Es ist lange her, dass die Welt beim Einsatz von Online-Tools im Tourismus nach Österreich schaute. Wir rollen diese Erfolgsgeschichte jetzt neu auf“, verweist Dr. Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung, an die Tiscover-Ära, als Österreich bei Online-Buchung internationaler Maßstab war. Bei einer internationalen Untersuchung zur Nutzung von KI in Hotels weisen die österreichischen Teilnehmer beeindruckende Werte auf.
KI-Einsatz für Vorhersagen und personalisiertes Service
Die Untersuchung des renommierten Schweizer Wirtschafts-, Tourismus- und Technologieforschers Prof. Dr. Roland Schegg von der HES-SO Valais-Wallis in Zusammenarbeit mit der ÖHV zeigt, wo österreichische Qualitätshotels – befragt wurden ÖHV-Mitglieder – KI bereits einsetzen: zu 65 Prozent für vorausschauende Vorhersagen, zu 63 Prozent für personalisiertes Service, zu 60 Prozent zur Analyse von Onlinebewertungen, zu 48 Prozent für Echtzeit-Revenue-Management und zu 44 Prozent im HR-Management.
Österreichs Hotels liegen deutlich vor der Konkurrenz
Mit diesen hohen Werten liegen die österreichischen Hotels deutlich vor der Konkurrenz aus Deutschland, Griechenland, Frankreich und der Schweiz. Befragt wurden in Summe 1.115 Hotels aus. Was auffällt: das unterschiedliche Innovationstempo. Qualitäts- und Kettenhotels führen das Feld an. „Diese Studie wurde erstmals durchgeführt und die gewonnenen Daten sind enorm aufschlussreich. Sie bieten den Hotels selbst und der Politik ganz neue Erkenntnisse. Wer eine KI-Strategie für den Tourismus ausarbeiten will, hat damit eine gute Basis“, erklärt Schegg die Motivation dahinter. Egal ob auf der betrieblichen oder überbetrieblichen Ebene – es heißt, auf alle Fälle dabei zu sein: „Es ist eine ungeheure Dynamik im Feld. Es heißt jetzt, wahnsinnig schnell, aber smart sein!“
48 Prozent nutzen KI im Echtzeit-Umsatzmanagement
Im Ländervergleich steht Österreichs Qualitätshotellerie in vielen Bereichen sehr gut da. Österreichische Hotels nutzen etwa prädiktive Analytik, also die Ableitung von Wahrscheinlichkeiten aus historischen Daten, zu 65 Prozent. Der Gesamtdurchschnitt aller Befragten liegt bei 44 Prozent, Österreich also um 21 Prozentpunkte über dem Durchschnitt. Zu 60 Prozent setzen die ÖHV-Betriebe Online-Bewertungsanalysen ein, während es im Durchschnitt aller Befragten 38 Prozent sind. Österreich liegt hier um 22 Prozentpunkte vorne. Im Echtzeit-Umsatzmanagement nutzen Österreicher zu 48 Prozent KI, im Durchschnitt aller befragten Hotels wird KI da zu 34 Prozent eingesetzt – Österreich liegt um 14 Prozentpunkte voran. Ähnlich verhält es sich bei den anderen abgefragten Feldern, bei personalisierten Dienstleistungen, der Arbeitskräfteplanung, Kundenprofilierung, der Generierung von Texten usw. usw.
Schulungen und Budgets für bleibende Position relevant
Die Erfahrungen mit Buchungsplattformen von Anfang der 2000er-Jahre zeigen: Spitzenpositionen können schnell verloren gehen. Die Nase vorne behalten werde Österreich, so Generalsekretär Dr. Markus Gratzer, wenn die Rahmenbedingungen passen: „Wenn wir Schulungen forcieren, wenn die Politik klare Ziele und Maßnahmen definiert, sie laufend evaluiert, Fristen setzt und einhält und Budgets zur Verfügung stellt. Lernen wir aus den Fehlern von damals, machen wir es besser, dann behalten wir diese wichtige Führungsposition!“ Mit Leuchtturm-Projekten, Förderungen und einem Tourismusforschungs-Zentrum mit Fokus auf dem Einsatz von KI in der betrieblichen Praxis sieht er gute Chancen dafür.
Das Um und Auf, sind sich Gratzer und Schegg einig, sind die Implementierung von KI-Tools in der betrieblichen Praxis und der Know-how-Transfer, um das enorme Potenzial, das KI für die Qualitätshotellerie birgt, zu heben. Das bestätigen auch die Teilnehmer an der Umfrage. Das größte Potenzial wird übrigens in Prozessen gesehen, die massiv auf die Wertschöpfung wirken können, wo die Nachfrage oder das Preisniveau gehoben werden können. „Das“, so Schegg, „macht die Technologie sowohl betriebs- wie auch ganz besonders volkswirtschaftlich besonders interessant!“
(pi)