Die transformative Kraft der künstlichen Intelligenz prägt eine neue Ära der Arbeitswelt

©Pixabay

Eine neue Studie zeigt ein positiveres Bild bei der Einführung von künstlicher Intelligenz in Unternehmen. Basierend auf etwa 100 Unternehmensfallstudien werden Bedenken hinsichtlich Jobverlust oder Mehrbelastung in der Arbeitswelt widerlegt.

Künstliche Intelligenz (KI) ist nicht erst seit der Veröffentlichung von ChatGPT in aller Munde und auch in der österreichischen Arbeitswelt immer häufiger im Einsatz. Doch was bedeutet diese Entwicklung konkret für die Arbeitsrealität der Beschäftigten?

Tatsächlich gibt es noch kaum wissenschaftliche Untersuchungen darüber, wie sich der Einsatz von KI auf die Arbeitsorganisation und die Ausgestaltung von Jobs auswirkt. Eine neue Studie der OECD bringt nun Licht ins Dunkel. Basierend auf knapp 100 Unternehmensfallstudien untersuchte ein internationales Forscherteam die Auswirkungen von KI-Technologien in der verarbeitenden Industrie und im Finanzsektor in acht OECD-Ländern, darunter auch in Österreich. Die KMU Forschung Austria war Teil des Teams und für die österreichischen Fallstudien verantwortlich. Projektleiterin Karin Petzlberger hat dafür mit Beschäftigten, Personalvertretern, IT-Managern sowie Geschäftsführern in österreichischen Unternehmen über ihre Erfahrungen beim Einsatz künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt gesprochen.

Bisher noch Angst vor Rationalisierung und Jobverlust

Der digitale Wandel und der Einsatz künstlicher Intelligenz ist häufig mit der Angst vor Rationalisierung und Jobverlust verbunden. Die Studie zeigt jedoch, dass im Finanz- und Industriesektor trotz Einführung von KI-Anwendungen die Beschäftigungsniveaus bislang stabil geblieben sind, wenngleich sich ein etwas langsameres Beschäftigungswachstum abzeichnet.

In den untersuchten Unternehmen kam es kaum vor, dass aufgrund der Einführung von KI Arbeitsplätze weggefallen sind. In den wenigen Fällen wo KI-Lösungen Arbeitskräfte ersetzten, kam es nicht zu Kündigungen. Die Betroffenen wurden in andere Geschäftsbereiche versetzt, oder das Unternehmen war zurückhaltender in der Nachbesetzung von Stellen“, erklärt Karin Petzlberger von der KMU Forschung Austria.

Gleichzeitig trägt künstliche Intelligenz dazu bei, dass viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Insbesondere im Zusammenhang mit der Entwicklung und Wartung von KI-Technologien entstehen zahlreiche neue Jobs. Beschäftigte mit spezialisierten KI-Kompetenzen werden daher in den untersuchten Unternehmen derzeit stark nachgefragt.

Erhöhte Arbeitsqualität durch KI-Tools

Die Nutzung von KI führt folglich eher dazu, Tätigkeiten umzuorganisieren, als Arbeitskräfte freizusetzen. Dabei kommt es zu einer Verlagerung hin zu jenen nicht-routinemäßigen kognitiven Aufgaben, bei denen menschliche Arbeitskräfte komparative Vorteile aufweisen. 

Die Fallstudien liefern dabei auch erste Belege für eine erhöhte Arbeitsqualität durch KI-Anwendungen. Werden E-Mails von Kunden in Banken mittels KI-Anwendungen automatisch sortiert und weitergeleitet, verbessern sich die Arbeitsinhalte durch den Wegfall monotoner Tätigkeiten. In Industriebetrieben, etwa einem heimischen Stahlunternehmen oder einem Halbleiterproduzenten, übernehmen auf KI basierende Anwendungen entscheidende Arbeitsschritte, was den Herstellungs- bzw. Wartungsprozess beschleunigt und zudem das Unfallrisiko für Mitarbeitende reduziert. Durch den Wegfall eintöniger bzw. riskanter Arbeiten bleibt den Beschäftigten mehr Zeit für interessante Aufgaben. Dieser Aspekt erhöht die Motivation und auch die Arbeitssicherheit. Eine begleitende quantitative Befragung der OECD belegt diese Entwicklungen: 80% der befragten Beschäftigten, die KI-Technologien nutzen, geben an, dass sich ihre Arbeitsleistung dadurch verbessert hat. Rund sechs von zehn KI-Nutzern in Unternehmen haben mehr Freude an der Arbeit und eine bessere mentale Gesundheit.

Höheres Kompetenzniveau und Arbeitsintensität

Meist blieben die Kompetenzanforderungen trotz Einführung von KI-Technologien unverändert. In einigen wenig Fällen, die sich ausschließlich auf den verarbeitenden Sektor beziehen, sanken durch den Einsatz von KI die Kompetenzanforderungen, da aufgrund der Automatisierung einige Qualifikationen nicht mehr benötigt wurden. Häufig stieg jedoch durch den KI-Einsatz sowohl die Arbeitsintensität als auch die Komplexität der Aufgaben, was ein höheres Kompetenzniveau sowie ein breiteres Kompetenzspektrum erfordert. „Hier sind firmeninterne Schulungen vonnöten, damit die anspruchsvolleren Tätigkeiten auch entsprechend ausgeführt werden können.“ meint Karin Petzlberger

Beschäftigtenbeteiligung: Schlüssel zur Akzeptanz und Jobperspektiven

Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass bestimmte Maßnahmen die Auswirkungen von KI-Technologien für Beschäftigte maßgeblich beeinflussen können:

Werden die Beschäftigten direkt an der Entwicklung und Einführung von KI-Technologien beteiligt, haben sie weniger Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren und sie entwickeln eine stärkere Bereitschaft, sich mit KI-Technologien auseinanderzusetzen.“ erklärt Karin Petzlberger.

(pi)

Upcoming events