Gemäß der aktuellen Schnellschätzung des WIFO stieg die österreichische Wirtschaftsleistung im II. Quartal 2022 gegenüber dem Vorquartal um 0,5%. Neben Zuwächsen in Dienstleistungsbereichen trug auch eine solide Entwicklung in der Industrie zum Wachstum bei. Auf der Nachfrageseite lieferten sowohl der Außenhandel als auch die Investitionen einen positiven Wachstumsbeitrag. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte gingen hingegen zurück.
Gemäß ersten Berechnungen stieg das BIP im II. Quartal 2022 preisbereinigt um 0,5% (I. Quartal 2022 +1,5%) gegenüber der Vorperiode (Kennzahl laut Eurostat-Vorgabe). Im Jahresvergleich bedeutet dies einen Zuwachs um 4,7% gegenüber dem II. Quartal 2021. Damit lag die Wirtschaftsleistung um 2,0% über dem Vorkrisenniveau (Referenzperiode IV. Quartal 2019).
Die stärksten Wachstumsimpulse kamen aktuell von den Bereichen Beherbergung und Gaststättenwesen, den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte M und N) sowie den sonstigen Dienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte R bis U), wobei hier teilweise noch positive Basiseffekte auslaufender gesundheitspolitischer Maßnahmen enthalten sind.
Gesamtwirtschaftlich betrachtet, kühlte sich die Wachstumsdynamik jedoch im II. Quartal 2022 auf breiter Basis ab. Die Wertschöpfung in der Industrie (ÖNACE 2008, Abschnitte B bis E) stieg um 0,7%, in der Bauwirtschaft um 0,1% (I. Quartal +1,1% bzw. +1,6%), jeweils im Vergleich zum Vorquartal. Im Handel ging die Wertschöpfung im II. Quartal zurück.
Spiegelbildlich sank die Konsumnachfrage der privaten Haushalte (einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck) um 1,9% gegenüber dem Vorquartal. Gestiegene Unsicherheiten im gesamtwirtschaftlichen Umfeld sowie die hohe Preisdynamik dämpften die Entwicklung der Konsumausgaben. Auch der öffentliche Konsum wurde aktuell nicht ausgeweitet.
Die außenwirtschaftliche Dynamik verlief im II. Quartal weiterhin gut, besonders die Reiseverkehrsexporte expandierten. Insgesamt stiegen die Exporte um 2,7%. Mit einem Zuwachs der Importe von 0,5% trug der Außenbeitrag positiv zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum bei.
Die Investitionsnachfrage entwickelte sich ebenfalls positiv, die Bruttoanlageinvestitionen stiegen im Vorquartalsvergleich um 1,2%. (pi)