Der Wiener Büromarkt ist nach dem Corona-bedingten Einbruch auf leichtem Erholungskurs: Die Vermietungen haben im zweiten Quartal 2022 im Vergleich zum – allerdings historisch niedrigen – gleichen Wert des Vorjahres um 89 Prozent zugelegt, heißt es im aktuellen Marktupdate von OTTO Immobilien.
Die Flächennachfrage im Gesamtmarkt betrug rund 36.639 m². Im Bereich moderner Büroflächen nach VRF-Standard waren es rund 28.909 m², was einem Anteil von 77 Prozent am Gesamtmarkt entspricht. Bemerkenswert auch der hohe Anteil am Flächenumsatz im Submarkt Wienerberg (Süden), dort wurden vier Vermietungen von über 1000 m² verzeichnet.
Weltgeschehnisse schränken Wiener Büromarkt ein
Steven Bill Scheffler, Teamleiter Bürovermietung bei OTTO Immobilien geht von einer Gesamtvermietungsleistung für 2022 von 130 000 m² aus. Nicht nur weltpolitische, sondern auch weltwirtschaftliche Umstände bremsen derzeit den Umzugswillen heimischer Unternehmer, so Scheffler. Dazu kommen steigendes Kostenbewusstsein und das Risiko einer bevorstehenden Rezession. Auch die Immobilienbranche müsse Neubauprojekte neu kalkulieren. „Hohe Material- und Herstellungskosten aufgrund von Lieferengpässen und Fachkräftemangel bringen einen Anstieg der zu realisierenden Zielmieten“, heißt es weiter.
Büroexperte Scheffler sieht in diesem Umfeld dennoch eine große Chance. Aus seiner Sicht besteht gerade jetzt die Möglichkeit, sich noch gute Konditionen ohne die gänzliche Einpreisung der Teuerung zu sichern, auch im Lichte einer mittelfristig bevorstehenden hohen Inflation. Unternehmen, die sich zeitnah um eine Verbesserung der Attraktivität ihres Standorts bemühen, können noch mit günstigeren Preisen bei Neuanmietungen am Wiener Büromarkt rechnen, als von Experten für die kommenden Jahre prognostiziert.
Neubauleistung wächst heuer nur minimal
Die Neubauleistung wird nach einem Fertigstellungsvolumen von 123.000 m² im Jahr 2021 heuer mit 128.800 m² nur minimal zunehmen, berichtet Martin Denner BSc, Leiter Immobilien Research: Davon sind im ersten Quartal bereits rund 97.000 m² (73 %) vor-vermietet oder eigengenutzt. Im Jahr 2023 wird das Fertigstellungsvolumen mit insgesamt 45.582 m² nochmals deutlich abnehmen, allerdings sind davon noch keine nennenswerten Flächen vor-vermietet. Im Jahr 2024 gibt es derzeit mit 100.000 m² eine unterdurchschnittliche Anzahl an konkreten Projekten in der Pipeline. „Ab 2025 und darüber hinaus sehen wir mit rund 270.000 m² auch wieder einige Projekte, die sich allesamt jedoch noch in der Planungsphase befinden“, so Martin Denner. (pi)