HR steht vor wachsenden Anforderungen und gewinnt zunehmend an strategischer Bedeutung. Neue Technologien, veränderte Erwartungen an Führung und der Umgang mit Krisen erfordern ein Umdenken in der Personalarbeit. Zentrale Themen wie KI-Integration, mentale Gesundheit und die Rolle von HR als Treiber des Wandels bestimmen die Zukunft der Branche.
HR steht am Scheideweg. Nie zuvor waren die Anforderungen an Personalabteilungen höher, noch nie war die strategische Bedeutung von HR so groß wie heute. HR ist zum entscheidenden Faktor für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen geworden. Der HR Inside Trendreport 2025 liefert Antworten auf die brennendsten Fragen der Branche und zeigt, worauf sich Unternehmen und HR-Profis jetzt einstellen müssen. Von den Initiatorinnen des HR Inside Summits, der größten HR-Konferenz im deutschsprachigen Raum, in Zusammenarbeit mit dem Zukunftsforscher Franz Kühmayer entwickelt, analysiert der Trendreport die größten Herausforderungen und liefert konkrete Handlungsanleitungen für die drängendsten Themen.
„Seit zehn Jahren vernetzen wir die HR-Branche und haben mit dem HR Inside Summit eine Plattform für Wissen, Austausch und Innovation geschaffen. Jetzt heben wir das Ganze auf ein neues Level“, sagt Victoria Schmied voller Tatendrang. Sie spricht von ihrer neuesten Errungenschaft: dem HR Inside Trendreport 2025, der gemeinsam mit Zukunftsforscher Franz Kühmayer und führenden Expert:innen der Branche entwickelt wurde. Dieser erscheint heuer zum ersten Mal und wird künftig jährlich veröffentlicht.
Schlüsselrolle bei nahezu allen strategischen (Zukunfts-)Themen
Der Tenor des diesjährigen Trendreports spricht eine klare Sprache: Es muss dringend gehandelt werden. Denn „HR ist am Limit“, warnt Franz Kühmayer eindringlich. Zurückzuführen sei das vor allem auf die beträchtlichen Anforderungen: „Unser Report ist Zeugnis des enorm gestiegenen Anspruchs an HR. Es gibt kaum ein strategisch wichtiges Thema in Unternehmen, bei dem die Personalabteilung keine Schlüsselrolle spielt.“ Dabei muss HR einen gewaltigen Spagat schaffen. „HR ist das Scharnier zwischen widersprüchlichen Erwartungen: Höhere Flexibilität oder mehr Sicherheit; mehr Benefits oder harter Sparkurs; höhere Produktivität oder bessere Balance; mehr Technologie oder mehr Menschliches; steigende Arbeitslosigkeit oder Fachkräftemangel. HR soll all diese Interessen ausgleichen. Dabei heißt es immer öfter nicht mehr ‚entweder-oder‘ sondern ‚sowohl-als-auch‘.“
Ergänzt um Erkenntnisse aus der Trendforschung und Strategieberatung bildet der Trendreport die Expertise von 35 führenden Personalverantwortlichen im DACH-Raum ab. Im Rahmen eines Workshops kristallisierten sich unter den Experten fünf dringende Handlungsfelder heraus.
Leadership ohne Empathie wird nicht mehr funktionieren
„Die erste These fiel sehr klar aus“, erinnert sich Schmied an die Debatten im Workshop. Fachliche Kompetenzen allein reichen nicht mehr, Führung verlangt heute vor allem emotionale und soziale Skills. „Leadership ohne Empathie wird in Zukunft schlichtweg nicht mehr funktionieren“, fasst Schmied die Meinung führender Branchenvertretern zusammen. Eine Harvard-Studie untermauert das: 75 Prozent des Führungserfolgs ist auf emotionale Intelligenz zurückzuführen, nur 25 Prozent auf fachliches Know-how. „In Zeiten von Digitalisierung und vielfältigen Krisen ist der Wandel hin zu einer menschenzentrierten Führung kein Trend, sondern eine unverzichtbare Notwendigkeit“, betont Kühmayer. Daher sei Führungskräfte-Entwicklung essenziell für den Unternehmenserfolg.
HR als Treiberin des KI-Kompetenzausbaus
Künstliche Intelligenz ist längst im Arbeitsalltag angekommen. Klar ist: KI revolutioniert Prozesse und steigert nicht nur die Effizienz von einzelnen Mitarbeiter:innen und Organisationen, sondern kann in gewissen Bereichen auch eine (Teil-)Antwort auf den Fachkräftemangel bieten.
Doch welche Rolle bleibt dem Menschen? „KI kann nicht auf alle Fragen eine Antwort bieten, ist aber ein echter Gamechanger. Die Frage ist nicht mehr, ob Unternehmen KI einsetzen, sondern ob sie es rasch genug, umfangreich genug und strategisch klug genug tun. Denn immer öfter verlagert sich der Fokus weg von reiner Effizienzsteigerung“, sagt Kühmayer. Laut einer aktuellen Deloitte-Studie betrachten bereits 29 Prozent der Betriebe KI als entscheidenden Faktor bei der Entwicklung neuer Ideen und zur strategischen Entscheidungsfindung.
HR nimmt inmitten dieser Entwicklungen eine Schlüsselrolle ein: „In nahezu allen Bereichen wird HR als strategischer Partner und vertrauenswürdiger Ratgeber gefordert sein, die KI-Transformation aktiv mitzugestalten“, so Schmied. Unternehmen müssen laut Kühmayer verstärkt in den Ausbau der KI-Kompetenzen ihrer Mitarbeitenden investieren.
„Fleckerlteppiche“ aus IT und HR
In die Mensch-Maschine-Kerbe schlägt auch das Thema IT. Denn die digitale Transformation umfasst weitaus mehr als nur Künstliche Intelligenz. Laut dem Trendreport verbessert die verstärkte Zusammenarbeit von HR und IT die ganzheitliche Wertschöpfung im Unternehmen, was wiederum einen gewinnbringenden Fokus auf die menschlichen Kernkompetenzen ermöglicht.
Wenig überraschend jedoch: „In vielen Betrieben herrscht Aufholbedarf“, resümiert Kühmayer. Anstelle einer modernen, technologiegestützten Personalarbeit mit Fokus auf den Menschen dominieren aktuell „Fleckerlteppiche“ aus inkompatiblen Anwendungen, isolierten Datenquellen und redundanten Workflows.
Strategische Personalarbeit als Kompass in Krisenzeiten
Ein weiterer essenzieller Output der Studie: HR ist der Schlüssel, um erfolgreich durch Krisenzeiten zu navigieren. Inflation, Rezession und globale Unsicherheiten – die Liste der Herausforderungen für Unternehmen ist lang. „Personal-Profis sind daher mehr denn je gefordert“, so Kühmayer. Denn „gute Personalarbeit ist immer wichtig für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Doch in Krisenzeiten wird HR zum wahren Hotspot. Eine kluge People-Strategie ermöglicht es, sowohl in volatilen Zeiten handlungsfähig zu bleiben als auch langfristig erfolgreich ausgerichtet zu sein.“
Der Schlüssel liege laut der beiden Experten Schmied und Kühmayer darin, Transformation als Dauerzustand zu verstehen. Um Organisationen agil navigieren zu können, spiele vor allem die Entwicklung von Change-Kompetenzen eine bedeutende Rolle.
Von Stress zu Stärke: Mental Health als Wettbewerbsfaktor
Inmitten von Polykrisen und damit einhergehenden ständigen Transformationsprozessen spielt auch das Thema Mental Health eine bedeutende Rolle. „In unserer anspruchsvollen Arbeitswelt ist psychische Gesundheit längst kein individuelles Thema mehr, sondern ein für das gesamte Unternehmen relevantes“, sagt Schmied. So wird die Förderung von mentaler Gesundheit, etwa in Form von Resilienztrainings und präventiven Maßnahmen, zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor.
(pi)