Die Frachtnachfrage überstieg 2024 das verfügbare LKW-Angebot deutlich, was europaweit zu einem starken Anstieg der Frachtangebote führte. In Österreich nahmen die Transportaufträge ebenfalls spürbar zu, obwohl die Wirtschaftsleistung zurückging. Der Fahrermangel und gestiegene Kosten begrenzen jedoch die Laderaumkapazitäten. Für 2025 wird ein weiteres Wachstum im Straßengüterverkehr erwartet, während die Preise aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage und gestiegener Kosten weiterhin unter Druck stehen.
Zum Jahresende erreichte das Verhältnis von Fracht zu Laderaum keine Balance: Der Frachtanteil lag bis einschließlich Dezember über 70 Prozent und überwog das zur Verfügung stehende LKW-Angebot. Im 4. Quartal 2024 gab es europaweit 79 Prozent mehr Frachtangebote als im Vorjahresquartal. Die enorme Nachfrage hat im gesamten Jahr 2024 fast zu einer Verdoppelung der eingestellten Frachtofferten auf dem Spotmarkt des TIMOCOM Marktplatzes geführt (+92 Prozent). Nach Analysen von Transport Intelligence Ltd. befeuerten Branchen wie E-Commerce, Produktion und Einzelhandel diese Nachfrage, da Unternehmen ihre Lagerbestände auffüllten und Waren über die Grenzen hinweg transportierten.
Der Transportmarkt in Österreich
Innerhalb Österreichs gab es im vierten Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal 24% mehr Frachtangebote. Dies waren 25 Prozent weniger als in Q3 2024. Im gesamten Jahr 2024 wurden hier dennoch 51 Prozent mehr Transporte eingestellt als noch 2023. Bemerkenswert, weil Österreichs Wirtschaftsleistung 2024 um ca. ein Prozentgeschrumpft ist und nur eine zaghafte Wachstumsprognose von +0,6 Prozent für 2025 vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) erhält.
„Für viele österreichische Transportunternehmen und Speditionen haben aufgrund des traditionell schwachen Binnenmarkts die Märkte in den Nachbarländern hohe Bedeutung“, sagt Gunnar Gburek, Head of Business Affairs bei TIMOCOM. „Wenn Deutschland schwächelt, hat das auch Auswirkungen auf Österreich.“
12 Prozent weniger Laderaumangebote als im Vorjahr
2024 haben die auf dem Marktplatz von TIMOCOM eingestellten Laderaumangebote im Vergleich zum Vorjahr 12 Prozent abgenommen. Gründe sind u.a. der längst bekannte Fahrermangel, der die Kapazitäten aktuell begrenzt, aber auch die gestiegenen Kosten, die nicht weitergegeben werden können. Im zurückliegenden Quartal gab es im nachfragestarken Oktober zwar ein Plus an Laderaum im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres (+6 Prozent), unterm Strich gab es im 4. Quartal jedoch insgesamt 3 Prozent weniger LKW im Marktplatz von TIMOCOM als im Vorjahresquartal.
Nach Umfragen des Instituts für Wirtschaft (IW) planen nur Unternehmen aus sieben Branchen, dieses Jahr neue Mitarbeiter einzustellen. Darunter unter anderem Speditionen, die ihre Personalressourcen ausbauen wollen. „Die Hoffnung der Transportunternehmen auf bessere Geschäfte wiegt demnach höher als die allgemeine zurückhaltende konjunkturelle Stimmung“, folgert Gunnar Gburek.
Curtainside und Tautliner die häufigsten Transporteinheiten
Unter den 2024 am häufigsten in Frachtangeboten geforderten Transporteinheiten stehen Curtainsider bzw. Tautliner mit Abstand an erster Stelle. In 60,3 Prozent der Frachtangebote wurden diese Sattelaufliegertypen in Frachtangeboten im vergangenen Jahr angefragt. An zweiter Stelle stehen mit 18,6% Megatrailer bzw. Jumbo-LKW, dicht gefolgt von Thermotrucks und Kühlaufliegern mit 13,2 Prozent.
Angebotspreise und Preisvorschläge vor Jahreswechsel auf hohem Niveau
Das geringe Laderaumangebot macht verfügbare LKW-Kapazitäten zu einem wertvollen Gut. In der Logistikbranche wird hart um Preise verhandelt. Je nach Entfernung und Anforderungen schwanken die Verfügbarkeiten und damit der Angebotspreis der Auftraggeber sowie die Preisvorschläge potenzieller Auftragnehmer. Im vierten Quartal war dies sehr deutlich zu beobachten. Die angebotenen Transportpreise von Oktober bis Weihnachten lagen im Wochendurchschnitt europaweit zwischen 1,44 €/km und 1,74 €/km und stiegen in den letzten beiden Dezemberwochen um ca. 20 Prozent gegenüber den Vorwochen an. Wer also kurz vor dem Fest oder an den Tagen zwischen Weihnachten und Silvester noch einen LKW mit Fracht losschicken wollte, der musste etwas mehr bieten. Die Angebotspreise sind europaweit im Durchschnitt bis zu 16,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen. Der geforderte Preis von Transporteuren lag durchschnittlich bis zu 18 Prozent höher als im Vorjahresquartal. Mit dazu beigetragen haben die zuletzt wieder gestiegenen Kosten für Diesel.
Ausblick auf das laufende Jahr 2025
Für das erste Quartal 2025 ist weiterhin von einem hohen Transportbedarf am Spotmarkt auszugehen, da insbesondere langfristige Vertragsbeziehungen aufgrund der unsicheren Zukunft gemieden werden. Das Fracht-Laderaum-Verhältnis wird voraussichtlich nicht unter 65:35 fallen. „Aufgrund der dieses Jahr einen Monat später liegenden Osterfeiertage wird der Bedarf erst wieder zum April anziehen, sodass der Frachtanteil dann über 70 Prozent steigen wird“, prognostiziert Gunnar Gburek von TIMOCOM. „Die Transportpreise werden mit steigender Nachfrage ebenfalls zulegen, nicht zuletzt, um die 2025 deutlich gestiegenen Kosten der CO2- und Maut-Abgaben zu kompensieren. Ob die Weitergabe der Mehrkosten in voller Höhe gelingen wird, ist fraglich, schließlich ist dies in Deutschland in weiten Teilen nicht gelungen.“
Die Analysten von Transport Intelligence erwarten für 2025, dass der europäische Straßengüterverkehr insgesamt real um 2,0 Prozent wachsen und einen Wert von über 436 Milliarden Euro erreichen wird. „Insgesamt sieht es also nicht ganz so düster aus für den europäischen Transportsektor. Ob allerdings die deutschen Logistiker, die hauptsächlich inländisch unterwegs sind, davon profitieren werden, ist fraglich, da hier aktuell Stagnation angesagt ist“, so Gunnar Gburek. „Österreichische Unternehmen verlassen sich nicht auf ihren Binnenverkehr, sie haben deshalb bessere Wachstumsaussichten.“
(pi)