Die österreichische Wirtschaft kämpft 2024 mit zahlreichen Herausforderungen: Ein schwaches internationales Umfeld, der Wandel in der Automobilindustrie und hohe Kosten belasten die Industrie und führten zu einem Rückgang der Exporte. Trotz sinkender Inflation bleibt die Unsicherheit hoch, der private Konsum schwächelt, und das BIP wird zum zweiten Mal in Folge schrumpfen. Eine nachhaltige Erholung wird erst ab 2026 erwartet.
Die schwache internationale Konjunktur, der Strukturwandel in der europäischen Automobilindustrie und die hohen Energie- und Lohnkosten setzen der österreichischen Industrie stark zu und haben 2024 zu einem Rückgang der Exporte geführt. Die Investitionen leiden unter dem Anstieg der Finanzierungskosten und negativen Absatzerwartungen.
Gleichzeitig ist die Verunsicherung der Konsumenten weiterhin sehr hoch, sodass der private Konsum trotz starker realer Einkommenszuwächse leicht zurückgegangen ist. In der Folge wird das reale BIP im Jahr 2024 um 0,9 Prozent sinken, was den zweiten Rückgang in Folge darstellt (2023: -0,8 Prozent). Da die Konjunkturindikatoren derzeit keine Signale für einen unmittelbar bevorstehenden Aufschwung geben, wird für das Jahr 2025 nur mit einer schwachen Erholung um 0,8 Prozent gerechnet. Erst für die Jahre 2026 und 2027 wird ein stärkeres zyklisch bedingtes Wachstum von 1,6 Prozent bzw. 1,3 Prozent erwartet.
Robuster Arbeitsmarkt
Angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche erweist sich der Arbeitsmarkt als relativ robust. Durch die Arbeitskräfteknappheit der letzten Jahre und das nur schwache Wachstum des Arbeitskräfteangebots aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Arbeitslosenquote 2024 und 2025 nur auf 7,0 Prozent bzw. 7,4 Prozent steigen. Ab 2026 wird die konjunkturelle Erholung kräftig genug sein, um die Arbeitslosigkeit wieder sinken zu lassen.
Rückgang der Inflation
Die österreichische HVPI-Inflation hat sich im Jahr 2024 mit 2,9 Prozent gegenüber 2023 (7,7 Prozent) um mehr als die Hälfte verringert. Dies ist vor allem auf die rückläufigen Energiepreise, aber auch auf eine geringe Inflation bei unverarbeiteten Nahrungsmitteln und von Industriegütern ohne Energie zurückzuführen. Die Inflation wird in den Folgejahren 2025 bis 2027 weiter auf 2,4 Prozent, 2,2 Prozent bzw. 2,0 Prozent zurückgehen. Anfang 2025 verhindern das Auslaufen energiepolitischer Maßnahmen und die nach der Aussetzung der Gebührenanpassung im Jahr 2024 wieder steigenden Gebühren einen stärkeren Rückgang der Inflation. Der Inflationsunterschied zum Euroraum reduziert sich deutlich und wird bis zum Jahr 2027 vollständig verschwinden.
Verschlechterung des Budgetsaldos
Der öffentliche Budgetsaldo verschlechterte sich 2024 auf -3,7 Prozent des BIP, nachdem er 2023 noch bei -2,6 Prozent gelegen war. Im Jahr 2025 wird das Defizit mit 4,1 Prozent noch höher ausfallen. Dies ist in erster Linie auf die verzögerte Anpassung von Pensionen und öffentlichen Gehältern an die Inflation und das schlechte makroökonomische Umfeld zurückzuführen.
US-Importzölle als Risiko
Ein wesentliches Abwärtsrisiko stellt eine Reduktion der hohen Defizite zur Erfüllung der europäischen Fiskalregeln dar. Die dadurch notwendigen Konsolidierungsbemühungen könnten das Wachstum in den Jahren 2025-2027 um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte pro Jahr verringern. Ein weiteres Risiko ist die Einführung der vom designierten US-Präsidenten Donald Trump angekündigten US-Importzölle, die das Wachstum 2025 um bis zu 0,2 Prozentpunkte dämpfen würden. Ein Aufwärtsrisiko stellt ein rascherer Rückgang der Sparquote und damit verbunden höhere Konsumausgaben dar – mit einem Wachstumsimpuls von etwa 0,2 Prozentpunkten pro Jahr. Die Inflationsrisiken sind mehrheitlich nach oben gerichtet: Geopolitische Spannungen, ein möglicher Handelskrieg, aber auch eine stärkere und schnellere Erholung der Inlandsnachfrage würde die Inflation erhöhen.
(pi)