left qoute Zum Wohl! Wie sich Investition in Nachhaltigkeit bei der Brau Union auch wirtschaftlich auszahlt right qoute

Gabriela Maria Straka im Interview

Von |

Zum Wohl der Gesellschaft, zum Wohl von Klima und Umwelt, und zum Wohl der Finanzen! Wenn das Ergebnis von ESG Compliance und Investitionen in Nachhaltigkeit und Klimaschonung dazu führt, dass – mit nur einem von vielen Beispielen – sich eine neu installierte Biogasanlage in wenigen Jahren amortisiert und ab dann energieautark arbeitet, dann kann man doch darauf anstoßen, nicht wahr? Nicht umsonst titelt der neueste Nachhaltigkeitsbericht der Brau Union AG: “Zum Wohl!”

Hinter dieser Nachhaltigkeitsstrategie steckt eine Frau mit einem Faible nicht nur für Mensch und Umwelt, sondern auch für Bonmots und Wortwitz, wie unschwer zu erraten ist: Dr. Gabriela Maria Straka, Mitglied des Management Boards der Brau Union Österreich AG, Director Corporate Affairs & ESG Sustainability, Pressesprecherin und: Diplom-Biersommelière. Ihre Begeisterung ist so ansteckend, dass man versucht ist zu glauben, ESG wäre ein Abenteuer und ein Unterhaltungsprogramm. Straka winkt ab: Ein Abenteuer ist es schon, jeden Tag auf‘s Neue, aber Entertainment: Nein. Und einschränkend: Stimmt nicht wirklich. Manchmal wird schon herzhaft gelacht und es hilft, Menschen, den Planeten und die Arbeit zu mögen. Straka ist das beste Beispiel dafür. Sie sagt: “ESG kann niemand allein im stillen Kämmerlein machen. ESG Compliance entsteht aus einem Verständnis von Menschen und verschiedenen Disziplinen und aus einer geteilten Vision.” Aber wie kriegt man das hin?

Also: Wie kriegt man das hin?

Nachhaltigkeit und ein Kommunikationsmensch stellen sich als günstige Kombination heraus. Niemand kann von der Konzernzentrale aus beurteilen, welche technischen Vorkehrungen und Prozesse vor Ort in einer Brauerei benötigt werden und welche Maßnahmen sinnvoll sind, um bessere Nachhaltigkeit zu erzielen. Viele verschiedene Disziplinen müssen die Köpfe zusammenstecken, um produktiv Ergebnisse zu erzielen. Auch wenn Straka strategisch von den 17 SDGs ableitet und im Heineken Konzern science-based Targets berichtet, so zählen vor Ort an jedem Standort unterschiedliche Ausgangsbedingungen. Trotzdem gelingen über das persönliche Gespräch und die intensive Auseinandersetzung mit den Zielen oft erstaunliche Ergebnisse. Dazu treffen wir die promovierte Betriebswirtin in Arbeitskluft in der Brauerei an. “Die meisterlichen Profis vor Ort an den einzelnen Standorten sind allesamt eine wunderbare Bereicherung – und ohne sie hätten wir unsere Nachhaltigkeitsergebnisse einfach nicht. Punkt. Wir brauchen ESG-Expertise, Technik- und Prozess-Expertise, und Verständnis füreinander und für die Zukunft. Das kriegen wir nur gemeinsam hin.” Also gemeinsam, okay. Aber das kann ja nicht alles sein. Natürlich nicht. Was braucht es also noch?

Systematik! Dann ist Nachhaltigkeit eine Investition mit Return.

Wir zitieren in diesem Magazin gerne Professor Josef Herget: “Systematik ist die Abkehr von der Beliebigkeit.” Es gibt Menschen, die das so auch tatsächlich erfolgreich leben. Die Brau Union berichtet Nachhaltigkeit ja seit 2005 (Link). Mit einer langen Durchlaufzeit lässt sich also sagen, dass Nachhaltigkeit eine Investition mit einem Return ist, und zwar nicht nur für die Umwelt, sondern auch für das Unternehmen. Sorgsamer Umgang mit Ressourcen zahlt sich also auch wirtschaftlich aus. Eigentlich logisch, dennoch werden Investitionen in ESG vielfach immer noch nur als Ausgaben gesehen. “So funktioniert das nicht”, meint Straka. “Wir investieren. Die Zielrichtung bei allen Maßnahmen muss doch sein, sicherer, besser und vor allem auch wirtschaftlicher zu operieren als vorher.” Also, wir wollten wissen, wie das geht.

Zuerst braucht es eine Strategie und Ziele: Die Brau Union hat sich zuerst Ziele gesetzt und setzt diese dann auf der Basis der Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen um. Die Ziele im Einzelnen:

  • Schutz der Wasserressourcen
  • Energie- & CO2 -Reduktion
  • Nachhaltige Beschaffung
  • Verantwortungsvoller Konsum
  • Gesundheit und Arbeitssicherheit
  • Partnerschaften für die Zukunft (z.B. für achtsamen Konsum)
Beispiel aus dem Nachhaltigkeitsbericht 2021 der Brau Union Österreich AG.

Konkret werden die einzelnen Ziele im betrieblichen Alltag mit konkreten Lösungen verschränkt und die Ergebnisse dann langjährig mit einem Monitoring verfolgt, ob sie die beabsichtigten Wirkungen erreichen. Die Lösungen selbst werden jeweils vor Ort in den einzelnen Brauereien erarbeitet. Gabriele Straka steckt dazu mit den Expertinnen und Experten vor Ort die Köpfe zusammen. Die wichtigsten Player in diesem Prozess sind die Menschen, die Anlagen, Technologie, Prozesse und Bedingungen kennen. Auf diese Weise entstehen innovative Lösungen, die von der Zentrale aus niemals so tiefgreifend möglich wären. Auch die erzielten Einsparungen und Ergebnisse werden immer deutlich besser sein, wenn die Personen vor Ort, die sich mit dem Betrieb auskennen, gemeinsam Lösungen erarbeiten. Die langen Jahre dieser Übung geben dem Prozess nachhaltig (!) Recht. Modernes Management ist kein Hexenwerk: Es klappt am besten, wenn Menschen einander wertschätzen und gemeinsam an Zielen arbeiten. Ohne grundlegende Wertschätzung werden wir nicht sehr weit kommen, ist Straka überzeugt.

Natürlich kann man sagen: Bier ist ja ein natürliches Lebensmittel, also an sich ja schon deutlich nachhaltiger als etwa Limonaden mit künstlichen Zutaten, Farbstoffen, Süßungsmitteln, Konservierungsstoffen usw. Dennoch gibt es jede Menge Schauplätze wie Kühlung, Energienutzung, Beschaffung, Logistik u.v.m., die Eingriffe hinsichtlich Nachhaltigkeit brauchen.

Eine Auswahl der bemerkenswerten Ergebnisse:

Reduktion des Wasserverbrauchs: Der Wasserverbrauch konnte auf durchschnittlich 3,14 hl/hl Bier gesenkt werden, der Spitzenwert in einer der Brauereien (Schwechat) liegt derzeit bereits bei 2,56 hl/hl Bier. Die Einsparung im Vergleich zu 2008: -46%. Dass sich hieraus nicht nur ein Vorteil für die Umwelt ergibt, liegt auf der Hand.

Energie- und CO2 Reduktion: Umstellung auf 100% Green Cooling Kühlschränke, allein daraus 50% CO2 Reduktion bei Kühlschränken im Vergleich zu 2010. CO2 neutrale Produktion wird mit 2030 angestrebt. Die Energie stammt aus Wasserkraft, Solar (von einer 1.500 m2 Solaranlage), Fernwärme, Biogas, Abwärme.

Woher stammt die Energie? Abb.: Brau Union Österreich AG, Nachhaltigkeitsbericht 2021.

Nachhaltige Beschaffung: 73% der Wertschöpfung über Beschaffung verbleibt in Österreich, 50% Beschaffung aus nachhaltigen Quellen.

Logistik: Umstellung der Flotte auf emissionsarmen Betrieb, erste 5 LKW mit Erdgasbetrieb. Mehrere hundert Schulungen für energieeffizienten Betrieb in Kooperation mit der ÖAMTC Fahrtechnik.

Verpackung: 100% Recycling-Etiketten sparen bereits jetzt 43 Tonnen CO2 pro Jahr, das entspricht einer Einsparung von 20% bei der Etikettenproduktion. PET Flaschen sind so gut wie ausgeschieden (nur mehr 0,04% aller Abfüllungen). Recycling alter Kisten: Schreddern und Produktion neuer Kisten aus den alten. 64% der Gebinde sind Mehrweg Glasflaschen, die 40 Mal neu befüllt werden können.

Ausblick: CO2 neutrale Produktion bis 2030 und 10 Jahre später entlang der gesamten Wertschöpfungskette in allen Brauereien.

Die Brauerei Göss ist bereits unterwegs, die nächsten Meilensteine zu setzen – und zeigt damit den Weg weiterer Potenziale der Kreislaufwirtschaft auf. Rückstände aus der Biomassevergärung sollen nun nach mehreren Jahren Vorarbeit als Biodünger verwendet werden, um den Humusaufbau zu fördern und noch mehr CO2 zu binden. Dazu werden die Wertstoffe aufkonzentriert und in ein hochwertiges Produkt umgewandelt. Eine neue Biogasaufreinigungsanlage ermöglicht, das aus Brauereiresten hergestellte Biogas nicht nur für den Brauprozess zu nutzen, sondern sogar in das öffentliche Gasnetz einzuspeisen.

Fazit: Zum Wohl! Und aus dem LinkedIn Profil von Gabriela Straka: “Wish you were beer!”

—–

Das Gespräch führte xBN Herausgeberin Isabella Mader.

Links:

Nachhaltigkeitsberichte seit 2005: https://www.brauunion.at/nachhaltigkeit/nachhaltigkeitsbericht/

Bierkulturberichte: https://www.brauunion.at/bierkultur/

Upcoming events