Private Equity: „Die direkteste Form, am Wirtschaftsgeschehen teilzunehmen”

Constantin Veyder-Malberg, Vorstandsmitglied Capital Bank - GRAWE Gruppe AG, Experte für Private Equity

Die Asset-Klasse „Private Equity“ ist unter Anlegern noch nicht so geläufig, aber stark im Kommen. Sie passt speziell für Menschen, die selbst unternehmerisch denken, meint Constantin Veyder-Malberg, Mitglied des Vorstandes der Capital Bank – GRAWE Gruppe AG in Wien. Im Interview geht er auf die Besonderheiten dieses Anlagesegments ein und erklärt, warum es gerade jetzt attraktiv ist.

Familienbetriebe sind das Rückgrat der heimischen Wirtschaft. Sie stellen in Österreich immer noch rund 90 Prozent der Unternehmen. „Je mehr jemand familiär bedingt unternehmerischen Background hat, desto eher will man als Anlegerin oder Anleger unternehmerische Investments“, spricht Constantin Veyder-Malberg von seinen Erfahrungen als Vorstandsmitglied einer Privatbank. Die Nachfrage nach Private Equity sei im Steigen. Im Interview erklärt Veyder-Malberg die Hintergründe und Funktionsweise dieser Asset Klasse.

xBN.news: Aktien und Anleihen kennt man, vielleicht auch Anlagezertifikate, Optionen und Futures. Doch was genau verbirgt sich hinter Private Equity?

Constantin Veyder-Malberg: Zu Private Capital, also privatem Kapital, werden alle Investitionen außerhalb des sogenannten „liquiden Marktes“ gerechnet. Darunter fallen Private Equity und das klassische Risiko- oder Wagniskapital, das Venture Capital. Auch Private Debt gehört dazu, also alle Arten von Krediten bis hin zu Mezzanin-Finanzierungen.

xBN.news: Wie grenzt sich die Sparte Private Equity von Venture Capital ab?

Constantin Veyder-Malberg: Bei Private Equity handelt es sich um Eigenkapital von Unternehmen, das außerhalb der Börse generiert wird. Venture Capital ist eine Untergruppe, dabei wird in junge Unternehmen mit langfristigem Wachstumspotenzial in der Frühphase investiert. Private Equity dient eher der Überbrückung oder Expansion bis zum Verkauf. Kaum ein Zweig der weltweiten Finanzbranche ist in den vergangenen Jahrzehnten so schnell gewachsen wie Private Equity.

xBN.news: Woran liegt das?

Constantin Veyder-Malberg: In den letzten Jahren hat sich ein Trend etabliert: Viele Unternehmen sind dazu übergegangen, statt den Gang an die Börse zu wagen oder über die Börse weiteres Kapital aufzunehmen, auf diesem alternativen Weg Mittel für das Unternehmenswachstum einzuwerben.

Allein das noch nicht investierte Kapital von spezialisierten PE-Fonds, die ganze Unternehmen oder Unternehmensteile kaufen, restrukturieren oder weiterentwickeln und weiterverkaufen oder im Anschluss an die Börse bringen, lag zuletzt – laut Daten von Marktbeobachtern – bei rund 1,7 Billionen US-Dollar. Die Private-Equity-Fonds sind also zu gewichtigen Spielern im Markt aufgestiegen, insbesondere jenem für Fusionen und Übernahmen. Vor allem das Niedrigzinsumfeld bis 2022 sorgte für massive Mittelzuflüsse in diese Fonds.

Und die Nachfrage seitens der Investoren ist weiterhin hoch. Denn Private Equity, kurz PE, bietet im Vergleich zu konventionellen Veranlagungen an den Kapitalmärkten, auch zu Aktien, äußerst lukrative Renditen. Die mit Fremdkapital gehebelten Übernahmen, die besonders hohen Ertrag brachten, sind zwar nun mit den zahlreichen Leitzinsanhebungen durch die Notenbanken nicht mehr relevant. Aber die Top-Fonds allgemein performten in der Vergangenheit deutlich stärker als der globale Aktienmarkt.

xBN.news: Wie viel Performance darf man sich erwarten?

Constantin Veyder-Malberg: Konkret erzielten die besten 50 Prozent der PE-Fonds, also jene aus dem ersten und zweiten Quartal, in den 22 Jahren ab 2001 eine Nettorendite von jährlich an die 15 Prozent – der globale Aktienindex MSCI World, in Euro, dagegen 5,02 Prozent p.a. Nur das schlechtestes Viertel performte deutlich schwächer als der Index.

Man sieht: Es gibt Riesenunterschiede zwischen den besten und schlechtesten Managern. Da braucht es wesentlich mehr „skills“ als für traditionelle Anlagen. Ein Aktienfonds kann in Wahrheit nicht wesentlich besser sein, als die Peer-Gruppe. Aber, das PE-Segment ist ein ganz spezielles, es ist eine kleine Community.

xBN.news: Welche besonderen Fähigkeiten muss denn eine PE-Managerin oder ein PE-Manager mitbringen?

Constantin Veyder-Malberg: Diese: Ein chancenreiches Unternehmen identifizieren, sich dort günstig einkaufen, es dann weiterentwickeln und schlussendlich eine Exit-Strategie verfolgen, es verkaufen – das sind echte Management-Skills.

„Private Equity ist die direkteste Form, am Wirtschaftsgeschehen teilzunehmen – und das mit den attraktivsten Bewertungen. Liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis an den Börsen derzeit bei rund 20, ist es bei Private Equity bei rund der Hälfte.”

Constantin Veyder-Malberg, Vorstandsmitglied Capital Bank – GRAWE Gruppe AG

xBN.news: Ist Private Equity nicht sehr riskant?

Constantin Veyder-Malberg: Man kann selten alles haben: Sicherheit und Rendite und Liquidität. Üblicherweise bewegt man sich bei der Geldanlage in diesem berühmten Dreieck – Ertrag wird mit höherem Risiko erkauft und geht immer auf Kosten der Sicherheit.

Bei Private Equity hat man allerdings bei den guten Fonds eine höhere Sicherheit als in der traditionellen Aktienveranlagung, bei gleichzeitig deutlich weniger Schwankungen – und trotzdem höheren Ertrag. Aber, wie gesagt, dazu braucht es Experten, die viel Erfahrung haben, es ist ein „people’s business“.

Leider gibt es in Österreich kaum eine ähnliche Investment-Kultur, es existieren wenig gute Investment-Vehikel dafür. Ein weiterer guter Grund, übrigens, um in Private Equity zu investieren, ist die Diversifikation des Portfolios.

Ein Satz noch zum Risiko: Das Interessante bei Private Equity ist, dass der Markt viel weniger von Angst und Gier dominiert ist, als es an den klassischen Börsen der Fall ist.

xBN.news: Warum ist das so?

Constantin Veyder-Malberg: Ein Wirtschaftsprüfer prüft auf Quartalsbasis die Unternehmen. Und nachdem die Anleger nicht jederzeit verkaufen und aus dem Investment raus können, sind die Bewertungen absolut realistisch. Eigentlich sind die Unternehmen meist sogar sehr konservativ bewertet. Das Ziel, das meist erreicht wird, ist beim Exit etwas mehr zu erlösen, als der dann gültige Buchwert. Alles andere wäre für das Fondsmanagement auch schwer zu argumentieren, denn es gibt ja auch eine Ankaufs-Bewertung.

xBN.news: Okay, wie kann man also in Österreich in Private Equity investieren?

Constantin Veyder-Malberg: Eine Direktinvestition ist eine Möglichkeit, hier sind die Hürden aber sehr hoch und man muss schon einiges locker machen. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit eines Totalausfalls hoch. Dann stehen einem noch Private Equity Fonds zur Verfügung: Als Limited Partner, d.h. als Gesellschafter kann man ab einer Größenordnung von fünf Millionen Euro einsteigen. Ein solcher Fonds investiert, wenn er genug Partner gewonnen hat, im Regelfall in zehn bis 15 Unternehmen. Aber es ist schwierig, in die guten PE-Fonds hineinzukommen. Denn PE ist ein „Verkäufermarkt”: Der Investor muss schauen, dass er hinein darf. Das geht nur über ein gutes Netzwerk. Aus diesem Grund sind wir ausschließlich in europäischen Fonds engagiert.

Daher sind indirekte Investments für Privatanleger am einfachsten: Hier kann man sogenannte Asset Linked Notes zeichnen. Dies ist bereits ab 150.000 Euro möglich und bietet den Vorteil der Endbesteuerung.

xBN.news: Verstehe ich das richtig, dass die Capital Bank derartige Asset Linked Notes anbietet?

Constantin Veyder-Malberg: Genau so ist es. Wir haben dafür die GBG Private Markets GmbH ins Leben gerufen. Sie ist der Emittent der Asset Linked Notes. Das sind Wertpapiere ähnlich wie eine Anleihe, sie sind Eins-zu-eins mit dem Fonds verlinkt.

xBN.news: Wie sieht die Investmentstrategie der GBG Private Markets GmbH aus?

Constantin Veyder-Malberg: Wir investieren nicht in Start Ups oder Hochrisiko-Unternehmen, wir bewegen uns im mittleren Bereich. Ein klassisches Beispiel wäre etwa ein Unternehmen, das zum nächsten Wachstumsschritt ansetzt und etwa vor der Internationalisierung steht oder horizontal oder vertikal diversifizieren möchte oder dabei ist, wesentliche Diversifizierungs-, Automatisierungs- oder Digitalisierungsmaßnahmen umzusetzen.

Oft stehen Familienunternehmen vor dem nächsten großen Schritt, den die Familie aber allein nicht mehr stemmen kann. Dann macht es Sinn, sich einen Partner ins Boot zu nehmen, der Anteile übernimmt. Oder aber das Unternehmen wird in der Folge gänzlich verkauft, wenn es keine Nachfolger gibt. Der PE-Fonds hat natürlich ein Interesse daran, die Geschicke des Betriebs gewinnbringend mitzugestalten und dann nach einigen Jahren, meist nach fünf bis sechs Jahren, seine Anteile zu verkaufen. Der Fonds ist ja den Investoren gegenüber verpflichtet, Ertrag zu liefern.

In dem oben erwähnten Anlage-Dreieck erzielen wir bzw. die PE-Fonds die Sicherheit dadurch, dass wir im „richtigen” Segment der unternehmerischen Phase sind. Das Fondsmanagement versucht dem durch entsprechende Auswahl der Unternehmen und die so gewonnene Streuung gerecht zu werden. Das heißt, gefragt sind Unternehmen, die bereits profitabel sind.

xBN.news: Aber die Sicherheit hat wohl dennoch ihren Preis?

Constantin Veyder-Malberg: In dem Fall ist die Liquidität der Preis, den man „zahlt”. Denn als Anleger kann ich dann nicht mehr selbst entscheiden, wann ich mein Geld investiere und wann ich es wieder erhalte. In dem Maß, in dem das Fonds-Management passende Unternehmen findet, werden die eingeworbenen Mittel nach und nach abgerufen. Die Investitionsperiode erstreckt sich üblicherweise auf ein Jahr bis drei Jahre. Die Rückzahlungsperiode startet für gewöhnlich ab dem fünften Jahr und kann bis zu zwölf Jahre dauern. Ich kann daher nicht selbst entscheiden, wann ich das investierte Geld wieder retour bekomme. Das fließt ja erst dann, wenn der Exit passiert ist. Eine Rücknahme ist ausgeschlossen.

Für uns, die wir uns an mehreren Fonds beteiligen, ist es wichtig, über mehrere Perioden und auch Unternehmens-Zyklen gestreut zu investieren, um so eine möglichst hohe Glättung zu erhalten. Wir beobachten rund 180 europäische PE-Fonds und wählen zwei bis drei pro Jahr aus. Unsere Investition in mehrere Zielfonds gewährleistet eine Streuung über mehrere Manager, Länder, Auflagejahre und Währungen. So bauen wir unsere SHC Private Equity Portfolios auf.

xBN.news: Kommen Family Offices, Privatstiftungen oder Privatbank-Kundinnen und -Kunden bei der Capital Bank auf die Idee, 100 Prozent ihres Vermögens in PE zu investieren?

Constantin Veyder-Malberg: Nein, das kommt so gut wie nie vor. Je nach Risikoneigung empfehlen wir einen Anteil zwischen zehn und 30 Prozent am Gesamtvermögen.

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