Das Davos des Managements: Global Peter Drucker Forum und erste Learnings

Vergangene Woche ging das 15. Global Peter Drucker Forum in der Wiener Hofburg über die Bühne. Erster Gesamteindruck: Früher ging man zu einer internationalen Top Management Konferenz, um von anderen zu lernen. Heute geht man zu einer internationalen Top Management Konferenz, um von einander zu lernen. An zwei Tagen trafen sich Top Executives, Nachwuchstalente und führende Vordenkerinnen und Vordenker zum Austausch.

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Die Bezeichnung “Davos des Managements” leihen wir von der Financial Times, die diese Zuschreibung für das Global Peter Drucker Forum verwendet. Die Zusammenfassung des 15. Forums auf den Punkt brachte am zweiten Tag Duke Professor Tony O’Driscoll:

Today, we live in a figure-it-out world rather than in a find-out world.

Tony O’Driscoll
Tony O’Driscoll. Foto: Drucker Forum.

Wir leben heute in einer Welt, in der es keine Best Practices gibt, weil das, was wir tun, völlig neu ist. Es geht also nicht um das Finden der besten Lösung, die es schon irgendwo gibt, sondern darum neue Lösungen zu entwickeln. In einem solchen Umfeld hat also niemand die Lösungen, die man bei einer Konferenz hören und dann umsetzen könnte. Was man tun kann ist, ins Gespräch zu kommen und von einander zu lernen, Ideen mitzunehmen und ein Gefühl für das zu entwickeln, was Methoden der Vergangenheit und was Methoden von heute und morgen sein können.

Der einzige Fehler wäre, nichts Neues zu versuchen. Das einzige Risiko wäre, aus Fehlern nicht das meiste zu machen, wie Nr. 1 Management Vordenkerin Amy Edmondson meinte.

If you want to be a success, become an elite failure practitioner. People who are leaders in their field got there because they embraced failure much more wholeheartedly than others.

Amy Edmondson
Amy Edmondson. Foto: Drucker Forum.

Wenn es ein Erfolg werden soll, dann müssen wir führende Anwender im Fehler machen und daraus Lernen werden. Leader in ihrem Feld haben naturgemäß mehr Fehler gemacht und aus diesen umfänglich gelernt, meint Edmondson.

In fordernden Zeiten müssen Executives darauf achten, in der Kraft zu bleiben. Hortense Le Gentil, internationaler Leadership Coach, vergleicht mit einem Notfall im Flugzeug:

Leaders need to take care of themselves before they can take care of others. They can also say ‘I don’t know’ and ask for help.

Hortense le Gentil
Hortense Le Gentil. Foto: Drucker Forum.

Mahnende Worte kommen von Kevin Nolan, CEO von General Electric Appliances, der mit der Muttergesellschaft Haier den Technologie-Riesen komplett auf ein Unternehmen von Micro-Enterprises transformiert hat. Wir unterschätzen, was künstliche Intelligenz mit der Gesellschaft macht, sagt er. Sein Eindruck ist, dass die Gesellschaft gerade in der Verleugnung ist. Gerade Executives müssten sich dem Thema schleunigst annehmen: “Wir alle haben ein Geschäftsmodell – aber es ist das falsche.” Sein Rat: Wir können eine wunderbare Zukunft gestalten. Das klappt aber nur, wenn wir alle Neues lernen, und zwar jeden Tag.

Kevin Nolan. Foto: Drucker Forum.

We are underestimating what’s happening with #AI and society. My impression is that we are in denial.
We all have a business model. But it’s wrong.
We can create an amazing future, but only if we learn, everyone, every day.

Kevin Nolan
Rita McGrath. Foto: Drucker Forum

Ein Schlüssel ist der wiederholte Reminder von Rita McGrath, große Veränderungen zu antizipieren und in einer geteilten Welt immer wieder das Gespräch zu suchen:

People can disagree and still progress together.

Rita McGrath

Daniel Pink erinnerte die Anwesenden, was wir vor allem vermeiden sollten: Regret – Dinge, die wir später bereuen. Dabei könnte dass eigentlich recht einfach sein. Er unterscheidet 4 Arten von Reue:

  1. Foundation regrets: “Hätte ich nur …”
  2. Boldness regrets: Auf sicher spielen oder riskieren? Menschen bereuen später, auf sicher gespielt zu haben.
  3. Moral regrets: high road or low road? Menschen bereuen, wenn sie sich für moralisch weniger hochwertige Wege entschieden haben.
  4. Connection regrets: Wir bereuen, dass wir nicht mit anderen in Kontakt geblieben sind.
Daniel Pink. Foto: Drucker Forum.

Die junge Management Generation war nicht nur mit 20 Preisträgern aus einem Essay Wettbewerb, der Peter Drucker Challenge, vertreten, sondern auf auf den Podien, unter anderem mit der jüngsten österreichischen Moderatorin Sophie Kaitlin Drescher (17).

Du bist frustriert? Gut! Dann nutze diese Frustration, um etwas Sinnvolles beizutragen!”

Sophie Kaitlin Drescher
Sophie Kaitlin Drescher. Foto: Drucker Forum.

Die wunderbare Herminia Ibarra von der London Business School war auch wieder als Sprecherin mit dabei. Ihre Empfehlungen gehen in die Richtung, die eine Klammer um die gesamte Veranstaltung bilden.

Herminia Ibarra. Foto: Drucker Forum.

New networks, a new story and a group of kindred spirits are some of the things that we need to build a new career.

Herminia Ibarra

Vielleicht ist dieser Rat nicht nur für Karrieren nützlich, sondern auch dafür, die Gesellschaft wieder zu einen.

Ein erster Gesamteindruck (wir werden weiter berichten): Niemand hat alle Lösungen, alle suchen, alle experimentieren, alle lernen. Und das klappt gemeinsam tatsächlich immer noch am besten.

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