Coin-Miner statt Notenbank?

Seit ein paar Jahren läuft der Übergang in eine nächste Phase der Gesellschaftsentwicklung. © Pixabay

Ein Blick in die Zukunft der “dezentralisierten Gesellschaft” und auf den Etikettenschwindel mit vorgeblich wegfallenden Mittlern. Eine Anregung zum Diskurs von xBN-Herausgeberin Isabella Mader.

Um einen Blick in die Zukunft zu werfen, brauchen wir keine Kristallkugel. Es reicht, sagte bereits Peter Drucker, wenn wir uns die Zukunft ansehen, die bereits passiert ist. Sein Rat: Diese Zukunft analysieren und vor allem: nutzen! Betreten wir also nun die Welt der dezentralisierten Gesellschaft. Wir treffen auf eine ganze Menge neuer Begriffe: DeFi, DeSoc, Web 3 … Sollten Ihnen die Begriffe nicht geläufig sein: Kein Problem. Dieser Beitrag erklärt sie.

Stein Bråten, ein norwegischer Soziologe, beschäftigte sich mit ersten digitalen Modellen der interpersonellen Kommunikation und führte den Begriff Netzwerkgesellschaft ein, um die Netzwerkstruktur dieser Kommunikationsverbindungen zu beschreiben. 1996 wurde der Terminus einer breiteren Öffentlichkeit bekannt über ein Werk Manuel Castells: Er beschreibt die Entstehung der Netzwerkgesellschaft in seinem Buch “The Rise of the Network Society”. Er zeigt darin insbesondere den Übergang von der Industriegesellschaft zur Netzwerkgesellschaft an Beispielen aus allen Lebensbereichen: internationale Wirtschaft und Globalisierung, Arbeitsmarkt und die Zunahme von Freelancern und Zeitarbeit, Business-Netzwerke, das Netzwerk-Unternehmen, Technologie-Netzwerke usw.

Inzwischen sind wir innerhalb dieser neuen Epoche einige Generationen der gesellschaftlichen und der Internet-Entwicklung weitergekommen. Seit ein paar Jahren läuft der Übergang in eine nächste Phase, wenngleich erst mit einer anteilig an der Gesamtbevölkerung sehr kleinen Early-Adopter Community, die aber rasch wächst. Früh ist es auch deshalb, weil der für diese Entwicklungsphase verwendete Begriff Web 3 noch recht schwammig definiert und gelebt wird. Aber so sind sie, die Anfänge.

Apropos Anfang. Was war vor Web 3?

Die Evolution des Internets (CC BY 4.0: Isabella Mader). Vorläufer dieser Abbildung stammen von Spivack (2007) und Benito-Osorio et al. (2013).

Web 1, Web 2

Bevor wir Web 3 näherungsweise definieren, werfen wir doch einen kurzen Blick auf Web 1 und Web 2. Unter Web 1 wird das statische Internet verstanden, in dem Nutzer auf Informations-Webseiten surfen konnten, ohne mit diesen interagieren zu können. Web 2 (damals Web 2.0 genannt) war die Zeit der Foren, Blogs, der Wikipedia und insbesondere von Social Media. Nutzer konnten teilnehmen, interagieren und selbst publizieren. Zeitlich liegen wir hier etwa ab 2005.

Web 3, Web 4 und …?

Das (großteils) Blockchain -basierte Web 3 ist ein digitales, dezentrales System von Verträgen und Rechten und eine eigene digitale Welt. Zu Beginn wurden auf der Blockchain Verträge abgebildet, denen durch die fälschungssichere Technologie der Blockchain Vertrauenswürdigkeit verliehen wurde – mehr Vertrauen als bei Papierverträgen, die letztlich immer gefälscht werden können.

Bisher boten Institutionen wie Banken das Vertrauen: Sie garantierten die Rechtmäßigkeit von Transaktionen, deren Sicherheit usw. Die Idee von Web 3 oder der dezentralisierten Gesellschaft ist es, dieses Vertrauen durch fälschungssichere Einträge von Transaktionen auf einer Blockchain zu ersetzen. Immer mehr Bereiche des Lebens werden auf einer Blockchain repräsentiert, womit sie fälschungssicher und einwandfrei nachweisbar sind. Dazu gehört nicht nur der Handel und die Verwaltung von Kryptowährungen, sondern viel mehr. Inzwischen ist Web 3 auch ein Repositorium für transferierbare Finanz-Assets geworden, schreibt der Ethereum Mitgründer Vitalik Buterin im Mai 2022. Die Autoren beziehen sich damit auf Konzepte wie DeFi (Decentralized Finance) , NFTs (Non Fungible Tokens), Smart Contracts u.v.m. Alle diese Rechte und Verträge sind fälschungssicher auf einer Blockchain gespeichert.

Auch das aktuelle Metaverse Projekt von Facebook wird stark von der Web 3 Entwicklung beeinflusst: Digitale Rechte können in Form virtueller Plots (so etwas wie ein digitales “Grundstück”) erworben werden, die derzeit um mehrere Millionen über den virtuellen Ladentisch gehen. Im Metaverse können Nutzer auch digitale Assets erwerben, etwa Kleidung, verschiedene Gegenstände, aber auch Eintrittskarten zu digitalen Events etc.

An dieser Stelle lässt sich bereits ein Muster erkennen, das die Richtung der künftigen Entwicklung zeigt: Die Netzwerkgesellschaft scheint zur dezentralisierten Gesellschaft zu werden, englisch: Decentralized Society, kurz DeSoc. Vitalik Buterin führt diesen Begriff in einem vielbeachteten Artikel im Mai 2022 ein, gemeinsam mit Co-Autoren Glen Weyl von Microsoft Research und Puja Ohlhaver von Flashbots. Titel des Papers: “Decentralized Society: Finding Web3’s Soul” (kurz: die dezentralisierte Gesellschaft und die Seele von Web 3).

In der DeSoc sollen Individuen direkt miteinander interagieren, ohne dass eine Institution als Mittler dazwischenstünde. Zumindest theoretisch.

EXKURS: Web 3 und die Ausschaltung von Mittlern: ein Etikettenschwindel?

DeFi, also dezentralisierte Finanzierung, regelt einen Kreditvertrag direkt zwischen dem Geldgeber und dem Kreditnehmer. Eine Bank wird dazu nicht gebraucht, der Vertrag und der Nachweis von Zahlungen sind auf der Blockchain unveränderbar registriert. Der Wegfall von Vermittlern ist als Idee zwar eine Grundlage des Paradigmas der Dezentralisierung und der Blockchain, in der Realität aber nicht durchzuhalten: Cryptowährungen werden fast ausschließlich über Exchanges, so-genannte Kryptobörsen, gekauft (z.B. Binance, Kraken, Coinbase) und/oder in sogenannten Software-Wallets verwaltet, die Kommissionen für Kauf und Verkauf verrechnen (derzeit kostet ein Kurswechsel, eine sogenannte Swap-Transaktion in MetaMask 0,875% vom Betrag der Transaktion – im Vergleich mit herkömmlichen Banken durchaus kostspielig). Die Nutzung verschiedener Blockchains verursacht ebenfalls Kosten, sog. “Gas Fees”, mit denen die Energiekosten der Transaktion abgegolten werden (das ist nur Recht aber nicht billig), vom Aspekt des immensen Energieverbrauchs in Zeiten von Klima- und Energiekrise einmal ganz abgesehen. Innerhalb der verschiedenen Blockchains werden ebenfalls Dienstleistungen bezahlt, etwa das so-genannte Staking, mit dem einzelne Crypto-Transaktionen validiert werden.

Das Postulat, dass dezentrale Transaktionen oder Blockchain-Vorgänge ohne Mittelspersonen oder Support-Dienstleistungen auskommen würden und damit Gebühren wegfielen, ist daher nicht haltbar. Es sind nur andere Mittler und Dienstleister als im Legacy System beispielsweise der Banken. Statt die Kontoführung oder die Transaktionsgebühr etwa an die Deutsche Bank zu zahlen, die wiederum ihre Mitarbeitenden bezahlt, wird im dezentralisierten Umfeld eine Transaktionsgebühr an die jeweilige Crypto-Börse bezahlt, Gas-Fees usw. und einzelne Dienstleister erhalten für ihre Leistungen ebenfalls eine Kompensation der jeweiligen Blockchain, deren Vorgänge sie validieren. Die beteiligten Institutionen und die Bezeichnungen haben sich geändert. Die Mittler sind weder weggefallen noch werden sie das künftig tun. Immer noch werden Gebühren bezahlt, aber eben an andere Mittler und Dienstleister. An sich ist dies auch nicht weiter verwunderlich: Energie ist weiterhin nicht gratis, IT-Infrastruktur kostet Geld und Dienstleister wollen ihre Miete bezahlen und werden zu entlohnen sein. Die Grundlage der Idee ist also nicht das Ausschalten der Mittelspersonen oder Institutionen, sondern die Veränderung der Mittler: Coinbase statt die Deutsche Bank. Ein Coin-Staker statt eines Bankangestellten.

Das Postulat, dass dezentrale Transaktionen oder Blockchain-Vorgänge ohne Mittelspersonen oder Support-Dienstleistungen auskommen würden und damit Gebühren wegfielen, ist nicht haltbar.

Isabella Mader

Warum dann das alles, wenn wir nur die handelnden Akteure ändern und die Bezeichnungen? Eine der Vorläufer-Grundideen stammt von Friedrich Hayek, der 1976 in einem vielbeachteten Buch die “Denationalisierung des Geldes” die Privatisierung der Geldschöpfung propagierte. Stark verkürzt könnte man sagen: Coin-Miner statt Notenbank, also die Disruption des Staates bei der Geldschöpfung. Friedrich Hayek in Tacheles übersetzt hieße das: Wer soll den Geldwert und die Geldmenge bestimmen? Elon Musk auf Twitter oder die Notenbanken?

Alle neuen Paradigmen, Märkte und Technologien leiden naturgemäß an “Kinderkrankheiten”: Konsumentenschutz fehlt durchgehend im Bereich der Kryptowährungen: veranlagte Gelder können über Nacht durch Betrug oder Hacking ohne Möglichkeit der Nachverfolgung verloren gehen, Fehler beim Transferieren von Beträgen können zum Totalverlust führen: Werden beispielsweise irrtümlich Bitcoins an ein Ethereum Konto gesendet, so führt dies zum Verlust des gesamten transferierten Betrages ohne eine Möglichkeit der Wiederherstellung (dieser Vorgang des Verlustes heißt “burning”). Auch Banken haben ihre Schwächen, auch hier können Einlagen (über der Grenze der Einlagensicherung) weg sein: Wir erinnern uns an den Fall der (durch jahrelangen Betrug bankrotten) Commerzialbank in Mattersburg, der die Bankenaufsicht Bestnoten ausgestellt hatte, die nun aber beteuert, Kunden müssten bei Bestkonditionen einfach achtsamer sein.

Konsumenten fragen sich, wozu ein Banken-Rating gut sein soll, wenn nicht zum Schutz der Anleger? Wonach sollten sich private und institutionelle Anleger denn richten? Veranlagen Sie als CFO die Gelder Ihres Unternehmens bei einer Bank mit mittelmäßigen Konditionen, sind Sie in der Haftung, die besseren Konditionen dürfen Sie aber auch nicht nehmen, weil das nicht vertrauenserweckend wirkt. Der Ordnung halber ist dazu zu sagen: Aus rechtlicher Sicht ist lt. Gerichten bezüglich der Bankenbewertung in diesem Fall alles in Ordnung gewesen. Das Argument, dass Gelder bei Banken sicher wären, und im Krypto-Umfeld plötzlich weg sein könnten, hat allerdings damit ausgedient. Schade.

Ende des Exkurses. Zurück zu Web 3.

Web 3.0 und Web 3

Das Web 3 von heute unterscheidet sich vom Web 3.0 aus der Prognose des Internet-Erfinders Tim Berners Lee insofern, als Berners-Lee unter Web 3.0 ursprünglich ein semantisches Web (Semantic Web) verstand. Semantik bezeichnet die Verbindung von Bedeutungen, d.h. Begriffe sind auch mit einem Bedeutungszusammenhang verbunden. Ein Fenster kann also beispielsweise ein Gebäudeteil sein, aber auch ein Softwareteil. In einem Semantic Web könnten wir daher nach einem Fenster als Gebäudeteil suchen und würden als Suchergebnisse nur Gebäudeteile und keine Software-Fenster erhalten. Für Recherchen eine geradezu paradiesische Vorstellung. Es gibt wohl seit längerem erste Anwendungen, auch Google entwickelt in die Richtung, eine semantische Suche zu ermöglichen, die einen Teil der Suchergebnisse zu- und weg-schalten kann, um Genauigkeit und Relevanz von Suchergebissen zu verbessern.

2006 spricht Berners-Lee dann in einem Interview davon, dass das Semantic Web nur ein Teil des Web 3 im heutigen Sinne wäre. Die Technologie ist bis heute allerdings nicht so weit, dass echte semantische Suche im großen Stil möglich ist oder Bedeutungsverbindungen tatsächlich breit umgesetzt wären. Vereinzelte Anwendungen sind vorhanden, die bis heute nicht auf Suchmaschinen-Niveau skalierten. Entwickelt wurden auch viele recht nützliche quasi-semantische Anwendungen (z.B. in der Enterprise Search), bei denen teilweise “händisch” Semantik-Verbindungen in Datenbanken eingepflegt werden, was nützlich, aber bei den heute vorhandenen Informationsmengen verständlicherweise keine nachhaltige Strategie ist. Das Ergänzen semantischer Bedeutungszusammenhänge in Datenbanken oder Texten kann nur im großen Stil von einer künstlichen Intelligenz geleistet werden. Noch ist es aber nicht so weit. Diese sehr wünschenswerte Weiterentwicklung des World Wide Web lässt weiter auf sich warten.

Web 4, Web 5 und WebID: Die dezentralisierte Identität

Die Grundidee der dezentralisierten Identität stellt darauf ab, Menschen eindeutig identifizierbar zu machen und jeder Person die Möglichkeit zu geben zu entscheiden, welche personenbezogenen Informationen mit anderen Personen oder Institutionen geteilt werden sollen. Damit wären beispielsweise Ausweise international und universell überprüfbar in Bezug auf ihre Echtheit und auf die mit ihnen verbundenen Rechte.

Der als Web 3 Vordenker bekannte Ethereum Mitgründer Vitalik Buterin schlägt so-genannte Soul-based Tokens (SBT) vor, die eine Art ein-eindeutige Web-Identität (WebID) von Menschen abbilden sollen, ohne dass die wahre Identität deklariert werden müsste. Dazu gibt es auch andere Vorschläge, etwa Persönlichkeit in explizite und implizite Merkmale zu unterteilen. Implizit wäre die Zuschreibung bestimmter Merkmale, Interessen und Zugehörigkeiten (extrovertierte Tango Argentino Hobby-Tänzerin), explizit wäre eine eindeutige Identität mit Namen, Geburtstag, Geburtsort, Beruf, Funktion, akademischen Abschlüssen, Auszeichnungen, Kontaktinformation, Biodaten, bibliografische Daten usw.

Okay. Wir können die Zukunft sehen. Und was nun?

Gerade in diesem Bereich, der Weiterentwicklung des Social Web, wird konsequenter, gesellschaftlicher Dialog nötig sein, um eine gedeihliche Entwicklung zu ermöglichen. Es gibt aus vielen sehr guten Gründen laute Stimmen gegen eine dezentralisierte Gesellschaft und ihre Konzepte. Dagegen zu sein war jedoch noch nie ein erfolgreiches Konzept: Jene, die Umsetzung gestalten, werden führen. Auf gesellschaftlicher Ebene wären wir hier bei der Etablierung von Dialog und damit einem gemeinsamen Lernen und Entwickeln, im betrieblichen Umfeld stellt sich die Frage: Wenn wir nun die Zukunft sehen und mitgestalten können, was sollten wir in unserem Unternehmen nun tun?

Isabella Mader ist Herausgeberin von xBN.news.

Dieses Thema ist eines, das wir immer wieder aufgreifen und aus verschiedenen Perspektiven betrachten werden. Senden Sie Ihre Gedanken auch gerne in Form eines Beitrags an unsere Redaktion unter redaktion@xbn.news.

Mini-Lexikon: Web (3) Halbwissen für Normalsterbliche 🙂

Hier finden Sie lesbare und hoffentlich verständliche, manchmal nicht ganz ernst gemeinte Erklärungen für Begriffe und Konzepte im Umfeld von Web 3, die noch nicht zum Allgemeinwissen gehören.
Wenn Sie diese Texte auszugsweise zitieren wollen, vergessen Sie bitte nicht die Quellenangabe. Mehr zu Lizenzen und Urheberrecht finden Sie z.B. beim Eintrag zu Open Source.

Blockchain
Eine Blockchain ist ein Speicher von Datensätzen, die kontinuierlich erweitert werden können und mittels kryprografischer Verfahren aneinandergeknüpft werden. Die Transaktionsdaten inklusive Zeitstempel können nachträglich nicht geändert werden.

CSS
CSS steht für Custom Style Sheet). Mit diesem Element wird das Aussehen einer Seite festgelegt. XML oder HTML (siehe ebenda) Seiten beziehen von einem CSS das Design, mit dem die Inhalte dargestellt werden. Es wird etwa die Positionierung der Überschrift festgelegt, die Schriftart, Schriftgröße, der Abstand zum Fließtext, dessen Schriftart etc., Spaltenanzahl, Spaltenbreite, Größe der Abbildungen usw. Damit können die gleichen Inhalte auf verschiedenen Seiten ganz unterschiedlich dargestellt werden. Auf einer Seite wird deshalb nur mehr die Überschrift textiert, um das Aussehen derselben muss man sich nicht mehr kümmern, das erledigt das CSS.

DeFi
DeFi (Decentralized Finance) ist ein Blockchain-basiertes Finanzierungssystem, das Finanzprodukte wie z.B. Kreditverträge direkt zwischen zwei Individuen oder Institutionen ermöglicht.

HTML
HTML steht für HyperText Markup Language und ist eine Standard-Auszeichnungssprache, mit der Webseiten erstellt werden. HTML verwendet dazu fixe Auszeichnungen (Begriffe) und wurde ursprünglich geschaffen, um das Aussehen einer Webseite zu definieren. Inzwischen legt HTML nur mehr den Inhalt fest und verwendet für die Darstellung sogenannte CSS (siehe oben), mit denen einheitlich das Erscheinungsbild einer Webseite festgelegt wird. Der Unterschied zu XML (siehe unten) ist, dass HTML fixe Begriffe zur Strukturierung von Inhalten verwendet und XML diese Begriffe frei festlegt. Also HTML legt fest für Überschrift (header), für Zeilenumbruch (break) etc. XML könnte die Überschriften generell mit festlegen, oder mit einem anderen frei gewählten Begriff.

IoE
Das Internet of Everything (IoE) ist so etwas wie die Fortführung des IoT Konzeptes (siehe unten).

IoT
Im Internet of Things (IoT) werden Geräte miteinander vernetzt, die autonom miteinander kommunizieren und Daten austauschen. Eine praktische Anwendung ist z.B. der vielzitierte Kühlschrank, der automatisch Milch nachbestellt oder auch Sensoren, die Daten austauschen, etwa um freie Parkplätze anzuzeigen, Bodenfeuchtigkeit zu messen etc. Alle diese Geräte erhalten zu diesem Zweck eine IP-Adresse (siehe unten Näheres unter IPv6) erhalten und sind über das Internet miteinander verbunden.

IPv6
IPv6 ist eine Version des Internetprotokolls (IP), die Internetadressen (sogenannte IPs) vergibt. IPv6 löst seinen Vorgänger IPv4 ab, dem wegen der Menge der angeschlossenen Geräte vor allem im Internet of Things (IoT) die “Adressen” ausgehen. Seit 2017 ist IPv6 Standard.

KI
KI steht für Künstliche Intelligenz. Dabei handelt es sich um Computerprogramme, die in einem bestimmten Bereich aus einem vorgegebenen Regelset Entscheidungen ableiten und umsetzen. Eine typische Anwendung wäre autonomes Fahren.
“Ein Schachcomputer ist nicht intelligent. Wäre er intelligent, würde er sagen ‘Ich mache morgen etwas anderes‘.”
Erik Händeler

Machine Learning
Dieser Begriff beschreibt selbstlernende Algorithmen. Eine künstliche Intelligenz analysiert eine bestimmte Domäne (also z.B. das Spiel Go) und leitet daraus ab, welche Regeln gelten und wie es am besten gespielt wird, um zu gewinnen. Die besten Go Spieler der Welt sagen über die Spielzüge der künstlichen Intelligenz, die sich Go selbst beigebracht hat, dass gewisse Züge sehr gescheit wären, aber so von einem Menschen nicht gespielt würden.

Metaverse
Metaverse ist eine virtuelle Realität, in der sich Nutzer in 3D bewegen können, allerdings nicht physisch, sondern über einen Avatar, also eine Figur, die so aussehen kann wie man selbst, aber auch ganz anders. In dieser virtuellen Realität finden Sie Events, Shops, Spiele, aber auch Cafés, Sie können praktisch ein virtuelles Date haben, sich dafür virtuelle Schuhe kaufen und sich einen virtuellen Haarschnitt verpassen lassen. Alles das ist natürlich zu bezahlen. Nutzen können Sie den Haarschnitt allerdings nur virtuell, er wird Ihnen nicht zugeschickt. 🙂

NFT
NFTs (Non Fungible Tokens) sind digitale Rechte mit einem bestimmten Wert. Das Eigentumsrecht wird auf einer Blockchain nachgewiesen, der Wert wird vom Eigentümer bestimmt – bzw. vom Markt. Eine typische Anwendung von NFTs ist aktuell digitale Kunst (auch Musik – z.B. die Rechte für Titel von Zoë gibt’s als NFTs), es gibt aber inzwischen auch Mitgliedschaftsrechte als NFTs, (wiederholte) Eintrittskarten zu Veranstaltungen u.v.m.

Open Source
Damit werden Softwareprogramme bezeichnet, deren Quellcode zur freien Nutzung steht. Der Begriff steht auch sinnbildlich für eine ganze Reihe neuer Lizenzformen, etwa Open Access (der kostenfreie Zugang zu Texten: das bedeutet nur, dass Texte auch wie dieser hier, gratis gelesen werden können, das Urheberrecht ist deshalb nicht abgeschafft: Texte anderer als eigene auszugeben ist immer noch ein Plagiat und begründet einen Schadenersatzanspruch), Open Data (offene Daten, frei zugängliche Datenbanken), Public Domain (verleiht Werken gemeinfreie Nutzungsrechte. Texte, auch Musik etc. gehen 75 Jahre nach dem Tod der ihrer Urheber in die Public Domain über), Creative Commons (eine Lizenz, mit der Abbildungen oder andere kreative Werke wie z.B. Präsentationen, frei genutzt werden können, unter der Bedingung, dass der Urheber zitiert wird. Die in diesem Artikel verwendete Grafik ist ein Beispiel dafür), GNU GPL (eine Copyright-Richtlinie für Software, GPL steht dabei für General Public License, GNU steht für GNU – es ist nur zum Teil eine Abkürzung, es steht für GNU ist nicht Unix, also nicht proprietär. Die GNU Lizenzen werden von der Free Software Foundation herausgegeben), GNU FDL (FDL für Free Documentation License, sie ist das Pendant der GNU GPL für Texte. Die bekannteste Anwendung ist die Wikipedia: Alle Texte der Wikipedia dürfen verwendet werden, auch kommerziell, wenn sie wieder unter die GNU Lizenz gestellt werden).

Sharing Economy
Die Grundidee der Sharing Economy ist das Teilen von Gütern, die nicht mehr gekauft, sondern für kurze Nutzungszeiten gemietet werden, wie etwa beim Car-Sharing. Eine seit langem bestehende Form von Sharing sind auch z.B. Büchereien, die allerdings nicht in Book-Sharing umbenannt wurden. Umgekehrt wurde der Begriff der Library (für Bücherei) in der Sharing Economy verwendet: Es gibt das neue Konzept der Library of Things https://www.libraryofthings.co.uk/, bei der Gegenstände des vorübergehenden Gebrauchs gemietet werden können. Wozu also eine Bohrmaschine kaufen, wenn man sie leihen kann. In der Library of Things vermieten verschiedene Eigentümer ihre Gegenstände, also auch Kinderwägen, Nähmaschinen, Rasenmäher … und die Library of Things organisiert diese Ausleihe (gegen eine Gebühr).

SaaS
Software as a Service ist ein Konzept, bei dem Software nicht gekauft wird, sondern gewissermaßen “gemietet” wird, typischerweise mit monatlichen oder jährlichen Beiträgen. Ein weit verbreitetes Konzept von SaaS ist Microsoft Office 365.

Semantik
Semantik beschreibt den Bedeutungszusammenhang von Dingen. Semantik Markup als Begriff beschreibt das “händische” Einpflegen dieser Bedeutungszusammenhänge, also etwa, dass festgelegt wird, wenn Nutzer Vorstand eingeben, dass auch CEO gesucht wird. Bei gut gemachten Systemen mit Semantik Markup können Sie diese Funktion zu- oder wegschalten. Semantik-Datenbanken verfügen über eine große Menge dieser voreingestellten Bedeutungszusammenhänge, die im Idealfall von einer künstlichen Intelligenz eingepflegt werden. Derzeit: Zukunftsmusik.

Smart Contracts
Smart Contracts sind automatisierte Verträge zur digitalen Rechteverwaltung der in einem Vertrag vereinbarten Rechte und Pflichten. Smart beschreibt hier das selbständige Abarbeiten vorgegebener Routinen. Der Begriff Smart Contract stammt aus dem Whitepaper von Vitalik Buterin aus 2014 über die Kryptowährung und das Protokoll Ethereum.

WearableX
Hier steht der Begriff für “alles Wearable”, und Wearables sind dabei Bekleidungsstücke, die mit Sensoren ausgestattet sind und beispielsweise die Umgebungstemperatur messen oder Biomarker des Trägers oder der Trägerin. Anwendungen gibt es bereits viele, etwa Sportschuhe und andere Sportbekleidung, aber auch Laufsteg-Mode. Heute ist der Begriff WearableX auch ein Markenname eines Herstellers von Sportbekleidung.

WebOS
WebOS für Web Operating System ist ein mobiles Betriebssystem, derzeit für Smart Devices wie Smart TV-Geräte. Das Betriebssystem wird dabei nicht mehr auf dem Gerät selbst installiert, sondern das Gerät bezieht das Betriebssystem aus der Cloud. Die Geräte können daher auch nur online genutzt werden, ein offline Betrieb ist nicht möglich. Der Eintrag in der Grafik in diesem Beitrag ist an jener Stelle verortet, an der erwartet wird, dass die meisten Geräte so betrieben werden, also etwa auch Laptops, die dann nur mehr funktionieren würden, wenn sie mit dem Internet verbunden sind.

XML
XML steht für Extensible Markup Language. Mit XML werden Webseiten erstellt, die im Unterschied zu HTML (siehe oben) Inhalte systematisch organisieren. XML organisiert Daten, deren Erscheinungsform (also die Darstellung) mithilfe eines CSS (siehe oben) festgelegt wird. In einer HTML Seite wird die Darstellung auf jeder Seite bei allen Inhalten mitdefiniert. Bei XML wird dies nur einmal für die gesamte Webseite festgelegt, was XML “leichtgewichtiger” als HTML macht.

Literatur:

  • Benito-Osorio, D., Peris-Ortiz, M., Armengot, C.R. et al. (2013) Web 5.0: the future of emotional competences in higher education. Global Business Perspectives, 1. 274–287. DOI: 10.1007/s40196-013-0016-5
  • Berners-Lee, T. Fischetti, M. (1999) Weaving the web: the original design and ultimate destiny of the World Wide Web by its inventors. 1. Auflage. Harper Collins. San Francisco.
  • Bråten, S. (1981) Modeller av menneske og samfunn. Universitetsforlaget. Oslo.
  • Castells, M. (1996) The rise of the network society. Blackwell Publishers. Malden, Mass.
  • Hayek, F. A. (1976) The Denationalization of Money. Institute of Economic Affairs. London.
  • Hayek, F. A. (1978) Denationalisation of Money: The Argument Refined. Institute of Economic Affairs. London.
  • Mader, Isabella: Die stille Revolution. Harvard Business Manager, 03/2016. 98-99.
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  • la revue du GERAS. 53-54. DOI: 10.4000/asp.315 Robertson, B. J.: Holacracy (2016) Ein revolutionäres Management-System für eine volatile Welt. Vahlen. München.
  • Satell, G. (2015) What makes an Organization “Networked”? Harvard Business Review. HBR.org Online Artikel 8.6.2015. https://hbr.org/2015/06/what-makes-an-organization-networked
  • Spivack, N. (2007) The Evolution of the World Wide Web. radarnetworks.com (nicht mehr online)
  • Weyl, E. G., Ohlhaver, P., Buterin, V. (2022) Decentralized Society: Finding Web3’s Soul. SSRN, 10. Mai 2022. https://ssrn.com/abstract=4105763
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